Mich würde interessieren, welche niedrigen Temperaturen für Schildis noch akzeptabel sind. Ich erschrecke immer ein wenig, wenn ich lese das sie bei 5 Grad im Kühlschrank überwintern. Ist ja nicht weit von der Frostgrenze entfernt. Zumal die natürlichen Habitate von denen ich hier lese, in Italien, Sizilien, Sardinien, Korsika, Bulgarien, Griechenland, Marokko usw. liegen. Soweit mir bekannt gibt es in keinem dieser Länder ein Klima in dem es im Winter 5 Grad über mehrere Monate ist.

Was dann auch gleich die Frage aufwirft, weshalb im Winter kurzfristige Temperaturen bis in den Bereich von 20 Grad ein Problem sind. Ich denke in all diesen Ländern kommt das vor. Mildes mediterranes Klima. Was aber auch Kälteeinbrüche bis -5 oder -10 Grad einschließt.

Viele Grüße
Gerd

Ja, das Thema interessiert mich auch sehr. Als ich mich vor ca. 6 Jahren über die Überwinterung von Thb informiert habe, gab es da das Dogma "nicht über 8°", basierend auf irgendeiner Studie, wo es hieß, das die Verdauung bei Temperaturen über 8° wieder einsetzt, aber unvollständig und dabei Giftstoffe entstehen, die zu Nierenschäden führen. Neulich wurde hier einer Anfängerin geantwortet, die 8° die sie in ihrem Frühbeet erreicht wären zu warm, besser wäre 6°. Da wollte ich eigentlich schon nachhaken...

Ich habe mich immer schon gefragt, ob diese niedrigen Temperaturen dauerhaft den ganzen Winter erreicht werden müssen, wenn es im Naturhabitat auch nicht so ist? Und ob das mit der einen Studie so stimmt?

Da unser Gewölbekeller die letzten warmen Winter auch eher zu warm war, überlege ich im neuen Gehege doch eine Überwinterungsgrube anzulegen. Viele von Euch messen da drinnen ja auch die Temperaturen. Sind sie denn da konstanter niedrig, auch wenn der Klimawandel mit 20° im November wieder zuschlägt?

meine Meinung ist das die Tiere bei einer Konstanten Temperatur wie im Kühlschrank besser überwintern wie wenn die Temperaturen ständig wechseln, in natürlichen Habitat ist das nun mal so ob es aber besser ist?. Meine Tiere hab ich im Kühlschrank bei 6 Grad ein und bei 4 Grad aus hatte die ganzen Jahre keine Verluste zu verzeichnen, wenn der Stoffwechsel der Tiere bei null ist und es so 4 Monate bleibt meine ich das es besser wäre wie wenn der Stoffwechsel durch hohe Temperaturen wieder ans laufen kommt und bei sinkenden Temperaturen wieder runter fährt.
Das ist aber nur meine Persönliche Meinung, wobei ich auch zwei Tiere habe die sich immer unter einer Zwergkiefer vergraben und dort den Winter verbringen auch die zwei sind jedes Jahr wieder Munter und tauchen jedes Jahr wieder auf.
Was da das beste ist schwere Frage aber recht Interessantes Thema

LG Dieter

Zitat von Roymia im Beitrag #5

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wenn die Temperaturen ständig wechseln, in natürlichen Habitat ist das nun mal so

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Zitat von Roymia im Beitrag #5

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wenn der Stoffwechsel der Tiere bei null ist

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Zitat von gunda im Beitrag #7

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Temperaturen in den Herkunftsgebieten

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Zitat von bienlesumherum im Beitrag #3

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Ja, das Thema interessiert mich auch sehr. Als ich mich vor ca. 6 Jahren über die Überwinterung von Thb informiert habe, gab es da das Dogma "nicht über 8°", basierend auf irgendeiner Studie, wo es hieß, das die Verdauung bei Temperaturen über 8° wieder einsetzt, aber unvollständig und dabei Giftstoffe entstehen, die zu Nierenschäden führen. Neulich wurde hier einer Anfängerin geantwortet, die 8° die sie in ihrem Frühbeet erreicht wären zu warm, besser wäre 6°. Da wollte ich eigentlich schon nachhaken...

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Zitat

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Ich zitiere hierzu den Schildkrötenspezialisten Dr.Markus Baur von der Uniklink München:

"Zur Überwinterungstemperatur muss nochmals festgestellt werden, dass diese bei 4-6°C Grad liegen sollte. In diesem Temperaturbereich sind die Tiere vollkommen inaktiv und bewegen sich kaum mehr. Die Atem- und Pulsfrequenz ist auf ein Minimum herabgesetzt und der Stoffwechsel läuft förmlich auf „Sparflamme“, sodass kein Fettabbau stattfindet. In diesem Zustand vermögen die Tiere ohne Gewichtsverlust für mehrere Monate problemlos zu verharren.

Bereits bei 8 °C Grad beginnt der Fettabbau in Gang zu kommen. Da jedoch alle Ab-, Um- und Aufbauprozesse eines Organismus über Enzymwirkungen ablaufen, Enzyme jedoch temperaturabhängig wirken, läuft der Fettabbau zur Energiegewinnung nur unvollständig ab. Die dabei vermehrt anfallenden Zwischenabbauprodukte sind z.T. giftig bzw. leberschädigend und führen zu zum Teil tödlichen Leberstoffwechselstörungen. Im Prinzip ist eine nicht optimale Überwinterungstemperatur, in Kellern, Lichtschächten, auf Dachböden oder ungeheizten Räumen (z.B. Schlafzimmern) durchaus vergleichbar mit `Nahrungsentzug während der Aktivitätszeiten."

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Und dann geht es weiter:

Zitat

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Viele behaupten, dass es "übertrieben" wäre, Schildkröten im Kühlschrank zu überwintern und stellen ihre Schildkröten deshalb einfach in den Keller. Wenn es nicht gerade ein Gewölbekeller ist, bei dem die Temperaturen 8°C nicht überschreiten, ist das jedoch absolut lebensgefährlich. Schildkröten können so eine falsche Überwinterung zwar lange Jahre überleben und man sieht ihr äußerlich nichts an, innere Organe werden aber irreparabel beschädigt und irgendwann wird sie daran deutlich früher sterben als korrekt bei 4-6°C überwinterte Tiere.

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Und hier der link dazu:
https://www.landschildkroeten.de/winterstarre/winterruhe-hibernation-griechische-landschildkroeten/

Das ist natürlich eine sehr starke Behauptung. Von jemand der darüber offenbar promoviert hat. Vielleicht gibt es ja hier jemand der das untermauern kann.

Meine Expertise ist dagegen nahe null. Hier muss ich aber mal sagen, trotzdem sagt mir mein gesunder Menschenverstand das ein Toleranz Bereich von ca. 4 - 8 Grad in der Hibernation, eigentlich ein Unding sind. Jedenfalls wenn höhere Temperaturen toxisch sein sollen.

Ich lebe ja hier im Mediterranen Klima, war aber auch schon im Januar einige Zeit in Süditalien und in Griechenland ca 3 Monate, Januar, Februar, März, auf dem südlichen Peloponnes. Dieser Temperaturbereich bis plus 8 Grad, kommt vor, ist aber eher selten. Warum sollten diese Umstände zu "tödlichen Leberstoffwechselstörungen" führen? Vielleicht kann es ja jemand erklären, ich verstehe es nicht. Es wäre ja das Gegenteil von Anpassung an die klimatischen Verhältnisse im Mittelmeerraum.

Offenbar funktioniert ja die Überwinterung im Kühlschrank bei 4 - 6 Grad, das ist schon erstaunlich, aber nicht normal! Wobei ich niemand kritisieren will der das so macht, dafür gibt es bestimmt Gründe.

Das Thema treibt mich auch von Anfang an um. Ich habe verschiedene Möglichkeiten ausprobiert: Kühlschrank, Außenkeller und Überwinterungsgrube. Alles funktioniert. Vermutlich, weil es zähe Tiere sind. Ich habe von schneebedeckten Panzern gelesen und von milden Wintern, von defekten Kühlschränken, die zu Todesfallen wurden und von naturnah überwinterten Tiere, die Fressfeinden oder Überschwemmungen zum Opfer fielen. Man braucht schon wirklich starke Nerven. Andererseits: keine Winterpause ist auch keine Alternative, weil die Tiere dann langfristig offensichtlich krank werden. Und die Herkunft der Tiere zu kennen, finde ich bei dem ganzen Thema auch nur bedingt hilfreich. In den Habitaten unterscheiden sich die Gegebenheiten je nach genauem Standort doch auch wieder stark. Ein wahrlich kontroverses Thema.
Übrigens überwintern einige der Teichmolche (aus freien Stücken) in unserem Außenkeller. Andere Spezies, ich weiß, aber irgendwie finde ich es ein gutes Zeichen für das dort herrschende Klima und hab meine Schildkrötenkinder wieder dort eingewintert. Die Adulten bleiben wieder in der ans Frühbeet angeschlossenen Grube, in die sie sich diesen Herbst übrigens freiwillig zurückgezogen haben. Also muss ich mal immerhin nicht um einen Wildcamper bangen.

Ich Denke das Dr. Bauer schon reichlich Erfahrung hat was dieses Thema angeht, auch wenn es dazu geteilte Meinungen gibt. Meine Tierärztin (Reptilien Tierarzt) überwintert Ihre Tiere auch im Kühlschrank, so falsch kann diese Methode dann ja nicht sein.

Gruß Dieter

Danke @Herault und @gunda, genau diesen Beitrag meinte ich. Vielen Dank, dass Ihr ihn ausgegraben habt. Und sehr interessant zu lesen, dass er schon über 20 Jahre alt ist. Wäre schon schön zu wissen, was der Doktor heute dazu zu sagen hätte...

Wir hatten übrigens das Glück dieses Jahr in der Wilhelma (Stuttgarter Zoo) zu beobachten, wie und wo sie ihre Schildkröten überwintern. Nicht, das die Wilhelma ein Maß für artgerechte Schildkrötenhaltung wäre, aber interessant war es trotzdem... Sie haben die Tiere alle zusammen in eine Schubkarre gepackt und in einen Keller am maurischen Garten "eingelagert". So richtig streßfrei kann das nicht gewesen sein - viele haben nochmal Urat abgesetzt und waren, glaube ich noch nicht richtig in der Starre. Aber sie werden es bestimmt überleben...

Ich habe eine Pdf-Datei mit dem Titel "Winterruhe von Europäischen Landschildkröten" gefunden, leider ohne Datum, auf der unter jeder Seite der Name "Dr. Markus Baur" steht:

Auffangstation für Reptilien, München e.V.| Kaulbachstraße 37 |80539 MünchenTel: 089 –2180 5030 | Fax: 089 –2180 16570 | info@reptilienauffangstation.de
Spendenkonto| IBAN: DE83 7019 0000 0000 9881 54 | BIC: GENODEF 1M01
Vorsitzender: [b]Dr. Markus Baur[/b]|
www.reptilienauffangstation.de
Steuernummer:143 210 81003 |
Als gemeinnützig anerkannt

Hier die Datei:
https://www.reptilienauffangstation.de/w...hildkroeten.pdf

Auf jeden Fall ist sie lesenswert.

Als Vorbereitung auf den Winter wird eine Blutuntersuchung empfohlen, um Organschädigungen erkennen zu können. Es wird auch empfohlen, jedes Weibchen, das sonst regelmäßig Eier legt, dies aber im betreffenden Jahr nicht getan hat, zu röntgen.

Mein Eindruck ist, dass diese Datei inhaltlich auch aus der Zeit von 1999 ist, vielleicht die Vorlage für den Vortrag war.

Hallo @gunda und @Hannelore, danke für die detektivische Arbeit. Ich finde es auch sehr interessant das der Orginaltext von 1999 ist und deshalb wahrscheinlich mit aktuellen Erkenntnissen nicht mehr übereinstimmt, wie du ja andeutest gunda.
Ich habe auch den Eindruck dass das denen die schon länger Halter sind und mehr Erfahrung haben schon bewusst ist, aber Anfänger sich mit der Thematik immer wieder rum schlagen. Es ist ja auch so, ein Gehege braucht man auf jeden Fall ein Kühlschrank vielleicht nicht.