Nicht dass wir es nicht schon gewusst hätten. Aber dieser September hat es uns ganz klar vor Augen geführt: Die meisten Schildkröten meiden im Herbst die Wärme.

Der September war in unserer Gegend ein Nachsommer, wie er im Bilderbuch steht: Angenehm und wohlig warm, teilweise sogar Hitze, wenig Wind, trocken. Ich konnte den ganzen Monat noch in und mit dem Garten leben. Eigentlich ein Schildkröten-Wetter par excellence. Aber - nur 80 % meiner Schildkröten waren aktiv, gefressen haben nur wenige und wenig, die meisten waren in Erdhöhlen unter Sträuchern.

Das ist jedes Jahr so. Aber heuer war es klar ersichtlich: Es liegt nicht an der Temperatur, dass sie inaktiv sind. Das ist ihr Herbstprogramm.

Ich verstehe es als Aufforderung, die Tiere bei diesem Prozess des Zurückziehens auf keinen Fall zu stören. Sie also nicht in das warme Frühbeet zu setzen, sie nicht hervorzuholen, sie nicht zu füttern, sie unter keine Wärmelampe zu setzen, sondern sie einfach lassen. <Das alles unter dem Vorzeichen der Freiwilligkeit: Wenn sie selbst ins Frühbeet gehen, sich unter eine eventuelle Wärmelampe setzen - dann soll es so sein.>

Wenn es dann wirklich knackig kalt ist, da kann man sie - das ist meine subjektive Meinung - einsammeln und sie vor Frost schützen. Meiner Erfahrung nach bleiben sie dann aber auch im Frühbeet. Aber das erst zu einer fortgeschrittenen Zeit der Abkühlung mit Frostbildung.

Beispiele des Verhaltens:

- TGI, weiblich, 20 Jahre: Seit mehr 14 Tagen nicht mehr gesehen. Holte sie einmal hervor. Dann war sie einen Tag aktiv und sitzt jetzt wieder versteckt unter einem Strauch und kommt nicht in die Sonne. Detto: Ida! Detto: die meisten halbwüchsigen TGI.
- semiadulte THB, 7 Jahre, dasselbe Verhalten.

Ausnahmen: der heurige Jahrgang, Herkules (TGI), Veccia (80-jährige THB). Wobei Herki und Veccia interessanter Weise sehr spät in die Winterstarre fallen, meist erst Anfang November.

Ich möchte die Conclusio ganz drastisch formulieren und zur Diskussion stellen:

Im Herbst die Tiere durch Hervorholen und Aufwärmen zur Aktivität zu zwingen ist ein Kardinalhaltungsfehler.


LG Herbert

Hallo Herbert,
danke für deine Meinung.

Was ist deine Meinung?

Hallo Herbert,

das ist eine gute Frage. So lange halte ich meine Schildkröten noch nicht und bin über Erfahrungsberichte sehr erfreut.
Die ersten zwei Jahre habe ich auf anraten des Züchters die Tiere, im Winter, im Terrarium gehalten. Ich bräuchte auch kein Frühbeet, es lange ein Schutzhaus.
Die Schildkröten begannen schon im August sich ein zu graben und die Monate im Terrarium fand ich einen Horror.
Wir hatten allerdings schon ein GH für meine Kübelpflanzen und dort wollte ich eigentlich auch die Tiere starren lassen.

Jetzt konnte ich meinen Mann überzeugen und wir kauften uns ein Chelonium Frühbeet. Aber auch hier ging es im September los, dass die Tiere sich eingruben, Hatte aber noch keine Wärmelampen im Einsatz. Da die Tiere ja im GH starren sollten, überführte ich sie im September ins GH. Hier wurden sie wohl aktiver, aber vor allem wollten sie eigentlich nur abhauen.
War deshalb auch froh, wenn sie sich eingegraben hatten. Die Temperaturen in der Erde überwachte ich da nicht, nur die Lufttemperatur war bei etwa 5 Grad, wegen meiner Pflanzen.
Allerdings erwachen die Schildkröten im Februar und ich musste sie wieder ins Übergangsterrarium geben, da es draußen einfach zu kalt war.

Vor zwei Jahren hab ich dann mal die Bodentemperatur im Winter überwacht und bin erschrocken. Obwohl im GH Temperaturen von 3 - 5 Grad waren, blieben sie in der Erde bei 8 - 10 Grad, den ganzen Winter über, also eigentlich zu warm.

Letztes Jahr entschloss ich mich sie im Frühbeet zu lassen. Jede bekam unter ihren kleinen Häuschen eine Kiste um sie bei strengen Frost doch ins GH zu holen.
Allerdings grub sich das eine Tier, trotz Wärmelampe, wieder Ende September ein und die anderen Mitte Oktober.
Da es nicht wirklich kalt wurde blieben sie in ihrem Frühbeet.
Aufgewacht ist das erste Tier erst am 30 März, die anderen am 25. März., also 6 Monate Starre, bzw. eine Woche kürzer.
Die Schildkröten hatten alle nicht abgenommen, bzw. die am längsten vergraben war, hatte sogar 15 g zugenommen.

Es wird doch immer eine kürzere Starre empfohlen, aber was soll ich machen? Trotz der Wärmelampen vergraben sich meine sehr früh.
Also kann ich es wirklich mit der Wärme lassen, bin aber sehr unsicher.

Diese Jahr haben wir eine Grube ausgehoben und die Tiere sollen auf jeden Fall im Frühbeet starren.

Hallo,

wie so oft in der Haltung müssen wir hier auch hier einen Mittelweg finden. Richtig ist, wie Christine ja schreibt, das bei uns die Übergangszeiten einfach zu nass und zu kalt sind. Also müssen wir mit Technik nachhelfen. Auf der anderen Seite dürfen/sollten wir es auch nicht übertreiben.

Ich biete unseren Tieren in den Frühbeeten, Schildkrötenhaus die notwendige Wärme an, um die Starrevorbereitung hinauszuzögern. Ich möchte ja nicht, das unsere Tiere im September schon fast alle verschwunden sind und dann 6 Monate starren (was dann doch etwas zu lange ist).

Die Tiere entscheiden dann aber selbst, wann und ob sie unter die Lampe gehen. Auch bei uns hat sich das eine oder andere Tiere unter Büschen versteckt. Da ich aber keines meiner Tiere Abends draußen lasse, kommen sie ins Frühbeet/Schildkrötenhaus. Hier konnte ich dann beobachten, das diese Tiere dann ein, zwei Tage in einer kühleren Ecke lagen. Danach waren sie aber wieder "aktiv" (d.h. sie hatten unter der "Sonne" und danach im Gehege, aber gefressen wurde nicht mehr so viel). Unser ältestes Weibchen rennt dagegen immer noch jeden morgen als erstes durch das Gehege und ist sehr aktiv.

Also, bei uns wird kein Tier unter der "Sonne" festgetackert. Jedes kann entscheiden, wann für sich die Vorbereitung zu Starre beginnt, allerdings greife ich mit der Technik schon etwas ein, um die Vorbereitung noch bisserl nach hinten zu verschieben....

Hallo,

Zitat von Torsten im Beitrag #6

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Also, bei uns wird kein Tier unter der "Sonne" festgetackert. Jedes kann entscheiden, wann für sich die Vorbereitung zu Starre beginnt, allerdings greife ich mit der Technik schon etwas ein, um die Vorbereitung noch bisserl nach hinten zu verschieben....

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Hallo,

bei mir ist ja das "Problem" auch wenn ich mit Elstein und Wärmelampe gegen das frühe Eingraben arbeite, graben sie sich trotzdem
sehr bald ein. Hab das ja schon probiert. Ausgraben jeden Tag möchte ich eigentlich nicht. Mir gefällt die lange Starrezeit auch nicht.

Der Schildkröte Wille sei ihr Himmelreich Ich denke, das "Abtauchverhalten" ist hormonell bedingt und je nach Herkunft/Abstammung unterschiedlich. Soll mein Oli tagsüber machen, was er möchte. Was er will? Ein wenig essen, sonnen, essen, sonnen, ins Schlafhaus wackeln. - Aber nachts - gibts bei mir griechische Nachttemperaturen. Nur im Hochsommer schläft er gern draußen, und darf das auch nur dann.

Wie Cordula nutze auch ich die Online-Wettervorhersagen. Auf Die draußen-Temperaturen habe ich eh keinen Einfluss, also wird es im Frühbeet eben so warm wie in Griechenland. Das wird gern und ausgiebig angenommen. Wenn er schlafen wollen würde, wär das auch ok für mich.

GlG Bibi

Hallo, fröhliche Diskussionsrunde!

Ich finde die Beiträge sehr interessant. Ich habe bei meinem Beitrag extra extrem formuliert, weil ich auf etwas aufmerksam machen wollte, was oft übersehen wird. Ich habe heuer einwandfrei eine Wärmeflucht festgestellt.

Dieses Jahr war das Wetter so beschaffen, dass bei mir ohne Heizung die Temperatur in den Frühbeeten bei über 30 ° lag. Ich habe sie dann geöffnet, dass nicht so hohe Spitzentemperaturen waren. Aber Wärme war täglich im Überfluss vorhanden. Wäremlampen waren wirklich nicht notwendig. Nur die alte THB hat das Wärmeangebot genutzt. Und der heurige Jahrgang. (Herki hat nur ein Schutzhaus.)

Der Verhaltensunterschied gegenüber dem frühen Jahr war diesmal ganz eklatant zusehen. Das Frühjahr ist kein Problem, da sind sie von selbst im Frühbeet. Und da muss etwas dahinter sein, dem wir mehr Aufmerksamkeit schenken müssen.

Es sind in anderen Foren und in Schildkrötenbüchern ganze Rezepte vorhanden, wie man seine Schildkröten über Wochen langsam temperaturmäßig runterquält. Ich finde das einen Humbug.

Aber: Nicht jede Schildkröte reagiert gleich. Jedoch soll man der Schildkröte keinen Widerstand gegen ihr Verhalten liefern. Anbieten ja - zwingen nicht.

@Maria - du brauchst keine Angst vor längerer Starrezeit zu haben. Fünf Monate liegt völlig in der Norm. Einmal hat es bei mir den ganzen März Frost gehabt, da waren es fast 6 Monate. Und passiert ist nichts. Auch in Bulgarien und Kroaten wird bisweilen eine so lange Hibernationszeit beobachtet.

LG Herbert

Liebe Cordula,

Das heißt bei den Schildkröten "titschgerln", weil er titscht immer an.

LG Herbert

PS.: Deswegen sind die Männer so lange wach.