Ich lese gerade in der Schildkröten im Fokus 4/2022, Seite 15, rechte Spalte, 2. Absatz, dass der Autor Mario Herz eine eigene weibliche Nachzucht einer Breitrandschildkröte bewusst erst im Alter von 13 Jahren mit einem Männchen zwecks Paarung zusammengesetzt hat.

Ich verstehe seine weitere Ausführung so, dass eine zu frühe Reproduktion "ein Größenwachstum" stoppen würde.

Ist das nur bei Breitrandschildkröten der Fall oder auch bei anderen Mediterranen Landschildkröten? Ich hab davon noch nie gehört oder gelesen oder es vergessen.

Da scheinbar niemand bisher davon gehört oder gelesen hat oder es selbst festgestellt hat, habe ich Mario Herz gefragt.
Hier seine Antwort, deren Veröffentlichung hier er mir per Email erlaubt hat:

Das Größenwachstum wird bei allen Schildkröten (egal, ob Land oder Wasserschildkröten, oder Mediterrane Landschildkröten oder Tropische Landschildkröten) bei Einsetzen in die Reproduktion gestoppt, bzw. verlangsamt sich.
Das kann man mit etwas Erfahrung an den Zuwächsen , insbesondere am Bauchpanzer, sehen.

Eine Literaturstelle hierzu ist mir nicht bekannt. Den Hinweis (und dann selbst erlebt) habe ich von einen Tierarzt, der selbst jahrelang Schildkröten züchtet durch einen Erfahrungsaustausch erhalten. Er hat mir das an seinen Maurischen Landschildkröten und an seinem Europäischen Sumpfschildkröten gezeigt.

Sehr bemerkenswert!

Seine Maurischen Landschildkröten (Testudo graeca ibera) hatten weit über 5 kg!! an Gewicht, weil er sie lange aufwachsen lassen und dann erst zu den Männchen gegeben hat.

Hier in Berlin gibt es Züchter, welche mit 3,5 jährigen und 4 jährigen Griechischen Landschildkröten gezüchtet haben.
Diese "Muttertiere" waren relativ klein und haben nicht das durchschnittliche Größenwachstum üblicher Griechischer Landschildkröten erreicht.

Ich habe den Beitrag selber nicht gelesen. Beziehe mich hier nur auf die Infos aus den vorherigen Postings.

Eigentlich interessant, sich über diese Thema mal Gedanken zu machen.
Im Zusammenhang mit Schildkröten habe ich auch noch nicht davon gelesen/gehört.

Mensch und Schildkröte kann man hierbei nicht gut vergleichen. Besonders, weil beim Menschen Geschlechtsreife und Reproduktion in der Regel nicht zeitgleich einsetzen.
Aber in einem Punkt sehe ich doch eine Parallele.
Schaut man in die Vergangenheit, stellt man fest, dass Frauen, die besonders viele Kinder bekommen haben, früher gestorben sind.
Das ist auch nicht verwunderlich, da eine Schwangerschaft den Körper ziemlich beansprucht/auszehrt. Bei Schildkröten mit zwei bis drei Gelegen im Jahr besonders. Der Körper hat somit nicht mehr viele Ressourcen, die er in das Wachstum stecken kann.

Andererseits ist die Körpergröße meines Wissens nach genetisch festgelegt. Kann aber durch äußere Einflüsse noch beeinflusst werden (z.B. Hygiene, medizinische Versorgung und Ernährung).
Ich könnte mit eine frühe Reproduktion durchaus auch als einen solchen Einfluss vorstellen.
Mit Genetik im Allgemeinen kenne ich mich leider zu wenig aus.

Wenn man Studien hierzu sucht, wird man wohl am ehesten bei Zwillingsstudien fündig. Diese haben denke ich den größten Aussagewert und lassen sich u.U. auch auf Schildkröten übertragen.

Ich denke dieser Fall ist auf alle Schildkrötenarten gleichermaßen anzuwenden.

Zitat von gunda im Beitrag #3

---

Es ist richtig, dass mit der Geschlechtsreife das Wachstum abnimmt, allerdings unabhängig vom Kontakt zum anderen Geschlecht. Bei meinen Thb trifft es zumindest zu, und ich dokumentiere deren Wachstum seit Jahrzehnten. Die Wachstumskurve ist in den beiden Jahren vor der ersten Eiablage am steilsten, und flacht dann allmählich ab. Eier legen sie bekanntlich auch ohne Männchenkontakt.

---

Nur mal so ganz am Rande: Die 100 jährige TGG Hansi meiner verstorbenen Tante hat in ihrem ganzen bisherigen Leben nur sehr wenig Eier gelegt.
Und sie hatte auch nur wenige Jahre Kontakt zu einem Männchen (welches auch noch eine Thb war).

(Wie gesagt, nur eine Info.)