Hallo Christine,

ich denke schon, dass man das ganze Nahrungsangebot auch den klimatischen Verhältnissen anpassen sollte. Klar kriegen die LS ihr trockenes Heu, v.a. im Sommer. Aber meine Schildkröten bekommen täglich einen Berg Kräuter von einer Wiese, der regelmässig verschlungen wird und die Schildis sind weder übergewichtig noch krank- Sie genießen ihr Frischfutter laut schmatzend, da im eigenen Freigehege so langsam das Meiste bis auf den Pflanzenansatz abgefressen wurde.

lg

Maya

Hallo Christine,

noch einmal ein großes Lob für Deinen sehr interessanten und lehrreichen Vortrag in Gießen inkl. der von Dir jetzt eingestellten Zusammenfassung zum Thema Nahrung.
Überhaupt hat es großen Spaß gemacht, den dortigen Beiträgen zu folgen, so dass sich für mich der weite Weg wirklich gelohnt hatte.

Zitat

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Müssen wir unsere Tiere nicht viel mehr mit frischen und nahrhaften Futter ernähren, bei dem Klima in dem sie bei uns leben?

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Wenn Du so fragst wäre ich für der Gegenteil.
Dort wo die Schildkröten herkommen ist es verdammt heiß im Sommer und sie fressen wesentlich weniger als bei uns. Warum? Weil unser Klima es ihnen erlaubt, ganzjährig umherzuwandern. Wenn sie dazu auch noch gehaltvolles Futter vorfinden - das sie sich womöglich auch noch selbst suchen dürfen - mündet es m.E. zwangsläufig in einer gut gemeinten Überfütterung, Instinkt hin Instinkt her. Zumindest haben sie die Möglichkeit viel mehr zu fressen als ihnen an Nahrung unter natürlichen Verhältnissen zur Verfügung stehen würde. Daher halte ich zumindest nichts von "Selbstversorgern" in unseren Breiten. Durch die vielen Niederschläge in Deutschland wächst unentwegt frisches Futter immer wieder nach. Dem kann man begegnen, indem man in Gefangenschaft immer mal wieder Fastentage einlegt bzw. kontrolliert füttert. Ich gehe da mit Herrn Prausers Meinung konform.

Noch einige Gedanken zur Aasfresserei von Landschildkröten:
Du stellst die provokante Frage, ob die Tiere ggfs. in Gefangenschaft ein Defizit an Nahrungsqualität aufweisen, die sie durch den Verzehr von Aas zu decken versuchen. Zwei Dinge stehen dem m.E. entgegen: Zum einen ist es bekannt, dass die Landschildkröten auch stets in ihren Heimatländern immer mal wieder beim Verzehr von Aas gesehen werden (also nicht nur in Gefangenschaft), andererseits ist mir z.B. auch mehrfach aufgefallen, dass sich nicht alle Landschildkröten gleichermaßen auf Aas stürzen (ähnlich wie bei Deiner Wurmpaste). Besonderes Interesse an toten Vogelleichen zeigen vornehmlich juvenile Tiere und adulte Weibchen. Männchen ignorierten Aas völlig. Das könnte im Habitat ähnlich ablaufen, nämlich wenn die Schildkröten die dort begehrten Mineralstoffe für Wachstum und Eiablagen brauchen bzw. sich einfach nur mit einem Energiekick - den sie vielleicht im Moment noch gar nicht benötigen - instinktiv bevorraten.

LG Andreas

Hallo,
ich sage jetzt mal einfach, dass ich langjährige Erfahrung in der Haltung der mediteranen Landschildkröten habe, denn ich halte seit 1979 (und vorher in meiner Kindheit) Griechische Landschildkröten. Die ersten Jahre habe ich sicher sehr viel falsch gemacht, aber die Tiere wurden nie krank oder starben sogar. Sie leben alle noch.
Sie hatten am Anfang ein kleines Gehege auf wilder Wiese unter einem Kirschbaum, ich habe jeden Tag, wenn sie denn aktiv waren, für Futter gesorgt. Vermutlich wuchs aber auch etwas Fressbares auf der Wiese, denn es war nie ein Rasen. Die Tiere wurden mehr, das Gehege größer und es wurden mehrere Gehege. In jedem Gehege bzw. in den abgeteilten "Gärten" wachsen Futterkräuter. Das sind keine großen Massen, aber es ist immer etwas da. An den Tagen, an denen die Tiere aktiv sind und nicht nur mal ein Blättchen anknabbern, füttere ich zu, damit eben immer auch noch etwas wächst und die Tiere bei ihren Weidegängen immer etwas finden.
Ich fahre gut mit der Methode, dass immer frisches, grünes Futter zur Verfügung steht. Und ich bleibe bei der Methode. Ich habe gesunde Tiere, die weder fettleibig noch untergewichtig sind und sich auch fortpflanzen und gesunde Jungtiere in die Welt entlassen. (Ich habe hobbymäßig 15 Jahre lang einige Eier, auch nicht jedes Jahr, bebrütet.) Ob das Klima, ob die Gefangenschaft, ob das hier in Deutschland andere Futter mit anderen Nährstoffgehalten usw. von uns besondere Beachtung für die Ernährung erfordert, weiß ich nicht. Ich weiß nur, dass es sehr gut funktioniert, so wie ich es seit 1979 handhabe.

Ich habe noch nicht beobachtet, dass meine Schildkröten Aas gefressen haben. Ich habe ihnen aber auch keine "tote Vogelleiche" angeboten.

Seitdem ich AGROBS kenne, füttere ich im Sommer, je nach Witterung, auch AGROBS, aber eingeweicht, wobei das Kräuterheu im Habitat sicher trocken ist.
Ich finde gut, dass wir den evtl. Zusammenhang von Nahrung und Klima hier diskutieren. Nicht, dass mich jemand falsch versteht.

Was ich die letzten Tage beobachte, und was ich für diese Jahrezeit ungewöhnlich finde, ist, dass sowohl die Weibchen wie auch die Jungtiere (6 Jahre) beiderlei Geschlechts sehr viel Sepiaschale fressen. Ich lege andauernd welche in die Gehege und sie sind im Nu weg. Vielleicht liegt das an dem ungewöhnlich warmen September bisher nach einem weniger warmen Schildkrötensommer.

Hallo
Da meine 7 Thb fast 100qm zur Verfügung haben, finden sie immer fressbare frische Kräuter. Trotzdem füttere ich in den Sommermonaten alle paar Tage eingeweichtes Agrobs (gemischt mit Möhrenraspeln und etwas Kalk) dazu. Es wird gerne genommen. Kräuterheu nehmen sie nicht an.
Meine Weibchen haben zwei Gelege pro Jahr, selten drei. Oft lese ich dass die Weibchen über drei Gelege produzieren. das ist annormal und da sollte man die Fütterung überdenken. Bei zu eiweißreicher Nahrung legen die Weibchen mehr Gelege ab.
Einige Halter meinen dass sie im Sommer die Futterpflanzen abschneiden sollten, damit die Tiere nicht zuviel fressen, aber damit erreicht man genau das Gegenteil. Die nachwachsenden Kräuter sind viel eiweißreicher. Besser ist die Pflanzen stehen zu lassen und erst im Herbst, wenn die Tiere in der Starre sind, zurück zu schneiden.
Viele Grüße
Sabine

Hallo aus dem Hunsrück,

also erstmal auch von mir ein großes Lob an Christine für ihren Vortrag in Gießen. ..War wieder hoch interessant, auch das Gespräch danach noch mit dir. Du hast immer so viele Ideen und Ansatzpunkte zur Verbesserung der Haltung, das mir dann immer bewusst wird, wie viel ich noch lernen kann und muss. Auch mit Gunda hatte ich noch ein interessantes Gespräch über ihren Besuch in Bulgarien undas Leben der Tiere dort.

Ich versuche so gut es geht mich an ihr Leben in ihren Primärhabitaten zu orientieren. Ich bin daher auch der Meinung wie Christian. Die Selbstversorgung ist erstmal natürlich von Vorteil, da sich die Tiere aussuchen können was und welcher Menge sie fressen können und wollen. Darin sehe ich dann, jetzt immer mit Blick auf ihr Leben in den Habitaten, aber auch den Nachteil das sie dauernd am fressen sind.
Ich mache mir da auch schon länger Gedanken, wie ich die Ernährung möglichst ihrem Primärlebensraum anpassen kann. Bisher ist es bei uns so, da die Gehege nicht gross genug sind zur Selbstversorgung (was ich bisher auch nicht so wollte). Ich füttere bei, verteile das Futter überall, damit die Tiere nicht nur auf einem Platz ihr Futter bekommen. Nachteil bei dieser Art der Fütterung: Die Tiere werden quasi gezwungen das zu fressen, was ich ihnen vorsetze. Vorteil sehe ich halt darin, das auchmal Fastentage eingelegt werden. Auch machen die Tiere keine Probleme, wenn ich selbstgetrockntet Kräuter oder Agrobs gebe. Diese werden dann, wohl aus Mangel an frischem Futter, gerne gefressen. So kann ich, zumindest vom Futterangebot, den Sommer in ihren Habitaten simulieren.

Aber auch das hat mich nicht so recht überzeugt. Ich bin nun dabei eine Futterwiese von ca. 20 qm anzulegen, die ich dann, je nach Bedarf, für die Tiere öffnen und wieder schließen kann. Ziel ist es, das die Tiere sich selbstständig im Frühjahr/Herbst ernähren sollen/können. In den Sommermonaten soll dieser Teil dann nicht so oft benutzt werden und mehr Kräuterheu/Agrobs verfüttert.
Zumindest ist so mal der Plan.

Gedanken mache ich mir laufend über die Ernährung. Wie Gunda ja auch schon in ihrem Bericht geschrieben hat, sind die Tiere in ihren Habitaten in den Sommermonaten mehr mit der Thermoregulierung beschäftigt als mit fressen. In unseren kühleren Zonen ist das nun mal nicht so der Fall. Brauchen die Tiere dann wirklich mehr an Nahrung? Auf der anderen Seite ist der Einwand von Sabine ja richtig. Bei zu eiweißreicher Nahrung legen die Weibchen öfters Eier. Und das ist dann nicht mehr natürlich. Aber wo ziehen wir jetzt die Linie zwischen Natur und naturnah? ich versuche irgendwie einen Mittelweg zu finden!..

gruss aus dem sonnigen Hunsrück

Selbstversorger:

In normalen Jahren funktioniert die Selbstversorgung relativ gut. Zumindest in meiner Gegend:

Im Frühjahr reichliches Futterangebot: Paarungsaktivitäten, Wachstum, Eierbildung.

Im Sommer bildet sich bei mir eine Trockenwiese aus (heuer erst im Spätsommer): kaum frisches Futter, weniger Wassergehalt, getrocknete Blüten und Kräuter. Die Tiere sind nicht mehr so aktiv, brauchen auch weniger.

Im Herbst normalerweise feuchter und grüner (wie auch am Mittelmeer), Nahrungsaufnahme aber reduziert.

Wie gesagt, es hängt natürlich vom Klima ab. Wir haben in der Regel relativ heiße, eher trockene Sommer. Hier im Osten von Österreich gibt es schon einen Einfluss des pannonischen Klimas.

Natürlich ist es nicht jedes Jahr gleich. Dieses Jahr waren wir hier eklatant begünstigt. Es war durchgehend schön, die Niederschläge hielten sich in Grenzen (im Gegensatz zum Rest Österreichs, wo es Katastrophen gab).

Also mit der Selbstversorgung funktioniert es bei mir gut.

Liebe Grüße!

Herbert

PS.: Aber vergessen wir nicht, wie variabel die Habitate unserer Tiere sind - von Gebieten, die gar nicht so unterschiedlich vom Klima hier bei mir - oder in der Wachau bei Philipp - sind , bist zu trockenen superheißen Steppen.

Ich kenn sehr gut das Klima in Istrien - wo Hercis leben:

Es gibt Jahre, da ist es wie bei mir im Weinviertel - aber auch Jahre, da ist es die absolute heiße Trockenwüste (selten, hab es in 20 Jahren nur einmal erlebt). <In der Regel ist das Jahr aber etwas länger, von der Temperatur-Spitzen her nimmt es sich nicht viel. Die Winter sind entschieden milder.>

Und die Schildkröten leben damit. Weil sie von Natur aus die Voraussetzungen haben. Deswegen kommen sie auch mit unserem Klima zurecht, wenn man ein bisschen nachhilft.

Im Weinviertel könnten die Schildkröten überleben, wenn es Habitate gäbe. Eier wurden aber nur in den begünstigten Jahren zeitigen.

LG: Herbert