Was ist eine "Schildanomalie" und was eine "Missbildung" bei unseren Landschildkröten?
Welche Ursachen stecken dahinter und wie wirken sich Abweichungen eventuell auch noch auf die inneren Organe aus?
Beeinträchtigen sie die Entwicklung der SKs?
Sind Anomalien und/oder Missbildungen vererblich?
Eine Theorie, die ich las war, dass hohe Bruttemperaturen zu Schildanomalien führen. Stimmt das?
Treten "Veränderungen" eventuell gehäuft bei Weibchen oder gehäuft bei Männchen auf?

Moin Ingrid,

eine Schildanomalie ist einfach wenn die Schilde des Tieres irgendwo eine Abweichung von der Norm haben. Also irgendwo nicht zu 100% symmetrisch, wie aus dem Bilderbuch, gewachsen sind.
Ich selbst habe eine große Tgi-Dame mit einer Anomalie (Ich kann gern Bilder einstellen wenn ich am anderen Rechner bin) Sie hat letztes Jahr das erste Gelege gehabt. Nicht 1 Jungtier von Ihr hatte eine Anomalie. Also auf jeden Fall nicht vererbbar, also kein Gen-Fehler.
Diese Anomalie macht dem Tier auch absolut nichts aus und beinträchtigt sie nicht im geringsten.
Wo das herkommt...da kann ich nur nachplappern was ich selbst mehrfach gelesen habe: Es soll vermehrt bei sehr warmer Brütung auftreten, was ja fossiert wird um mehr Weibchen zu brüten.

Eine Missbildung hingegen sind solche Dinge wie z.B. wenn Tiere ohne Augen oder andere Gliedmassen geboren werden. Eine meiner Nachzuchten würde ich auch eher als Missbildung bezeichnen, denn sie ist komplett krumm...irgendwie "um die Ecke" gewachsen. Ich kann gern auch von dieser Kröte mal ein Bild einstellen. Das ist echt ziemlich extrem.
Das Tier ist aber ansonsten sehr munter und hat die Starre gut gemeistert. Wenn sie keine inneren Schädigungen hat, denke ich auch das sie alt werden kann. Es scheint so als hätte sie krumm im Ei gelegen und sich deswegen so schief entwickelt. Vielleicht ist es auch eine sehr extreme Schildanomalie, denn die Platten sind schon extrem unterschiedlich. Sogar der Bauchpanzer ist krumm wie eine Banane.

LG

Frank

PS: manche Halter mögen Ihre Tiere mit einer Anomalie gern, weil es sie unverwechselbar macht.

Zitat

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Also auf jeden Fall nicht vererbbar, also kein Gen-Fehler.

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Doch, Anomalien vererben sich leider.

LG Andreas

Zitat von graeca63 im Beitrag #3

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Zitat

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Also auf jeden Fall nicht vererbbar, also kein Gen-Fehler.

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Doch, Anomalien vererben sich leider.

LG Andreas

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Hallo Andreas,

wie kommst Du darauf? Das interessiert mich aber jetzt.

LG

Frank

Hallo Frank,

ok, mein Satz war wieder kühn und provozierend und beweisen kann ich es auch nicht. Es liegt aber verdammt nahe. Hauptgrund sind sicherlich durchweg hohe Inkubationstemperaturen, wie ja viele von uns schon selbst festgestellt haben. Dass Anomalien an die Nachkommenschaft in Form eines sich (allmählich) einschleichenden Gendefektes weitergegeben werden ist sehr wahrscheinlich. Das gilt im Übrigen nicht nur für Anomalien, sondern auch andere Makel. Beispiel aus der Praxis: Ein Freund erhielt von mir vor einigen Jahren ein einäugiges Weibchen. Es wurde adult, fing an Eier zu legen und produzierte immer mal wieder einäugige Nachzuchttiere. Er hat die Zucht mit diesem Tier eingestellt. Gunda, die am letzten Wochenende einen sehr interessanten DGHT-Vortrag gehalten hat, stellte ähnliche Gemeinsamkeiten auf Anomalien bezogen auch bei ihren Nachzuchttieren fest. Sie wird sich mit Sicherheit (und hoffentlich) hierzu noch näher äußern.

Auch gesunde Merkmale übertragen sich erstaunlich oft: Eines meiner Weibchen hat weiße „Schläfen“ und produziert seit Jahren viele Nachzuchttiere mit genau denselben Merkmalen.

Zuletzt noch ein merkwürdiges Beispiel in ähnlicher Form beim Homo Sapiens: Ich hatte immer mal wieder mit einer Warze am linken Handrücken des kleinen Fingers zu kämpfen, die ich mir mit 17 Jahren vermutlich beim Rumspielen mit Gelbbauchunken geholt hatte. Besprechen half nichts. Schließlich wurde das Teil herausoperiert. Sie kam nach 2 Jahren wieder und wurde wieder behandelt. Viele Jahre danach bekam mein 2jähriger Sohn eine Warze an genau derselben Stelle…am linken Handrücken des kleinen Fingers.

Es spricht schon einiges dafür, dass Anomalien erblich sind, zumindest kann man das nicht völlig ausschließen.

LG Andreas

Dann denke ich wiederum wir müssen hier von 2 ganz verschiedenen Paar Schuhen reden:

1. Panzeranomalie die wirklich durch sehr warme Inkubation entsteht. (Angeblich) Soetwas wird sich nicht vererben. (sag ich mal so dreist)

2. Vererbte Anomalien, die wirklich auf Gene zurückzuführen sind. Also als Eigenheit wie sie auch z.B. beim Menschen weitergegeben wird. (Opa hatte auch schon mit 30 Gatze, Sohn und Enkel auch ect.pp) Oder alle Müllers haben einen Riesen Golo (Nase)

Wobei Gen-Technik nicht ganz so ...sagen wir mal "einfach" ist. Durch die Hundezucht hat sich meine Frau damit mal etwas intensiver auseinandergesetzt, aber wirklich nur die Oberfläche der Thematik angekratzt.. Es können z.B. auch Generationen übersprungen werden usw. Also könnte Opa Schildkröte. gebohren 1798 mal eine Anormalie gehabt haben
Ich denke das macht es bei SK nicht gerade einfach soetwas zu erforschen und nachzuverfolgen, da die Viecher so verdammt lange leben....... Die Zeit der Nachzucht in Deutschland ist da wirklich nur ein klitzekleiner Stein im Puzzle.

LG

Frank

Hallo,
Um das exakt zu klären müssten langwierige Versuchsreihen unternommen werden. Das geht wirklich über Generationen. Ich hatte schon Anomalien in allen Varianten. Hohe Temp. , niederige Temp., Eltern mit oder ohne Anomalie. Ich kann bis jetzt noch keine Gesetzmässigkeit erkennen. Bei der Masse an nachgezüchteten Schildkröten sollte man evtl. über Selektion nachdenken. Wenn es doch erblich ist, könnte so eine Verschärfung des Problems entgegnet werden. Oder ?

Zitat von Emys64 im Beitrag #8

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Hallo,
Wenn es doch erblich ist, könnte so eine Verschärfung des Problems entgegnet werden. Oder ?

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habe ich es richtig verstanden, dass unter den Hornplatten ein großer Knochenpanzer ist, der ähnlich unserem Schädelknochen an "Nähten" wächst? Und wenn das so stimmt - wo sind dann die "Nähte"? Haben die einen Bezug zu den Hornplatten?
@Christine: zwei unserer THHs haben jeweils auf der linken Seite einen solchen kleinen "Zusatzschild" wie das Tier auf deinem Foto. Sind aber nicht von der gleichen Mama, die beiden...

Zitat

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Wenn es doch erblich ist, könnte so eine Verschärfung des Problems entgegnet werden. Oder ?

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Wenn es nachweisbar so wäre, sicherlich. Ich sähe nur keinen Grund dafür, wenn es nicht überhand nimmt und es den Tieren dabei gut geht. In der Natur dürfte sich das von selbst regeln.

LG Andreas

ich hatte vor 15 Jahren einmal einmal 4 Eier auf 27 Grad ausgebrütet (damals wusste ich es noch nicht besser). Ich bekam 4 wunderschöne Schildkrötchen. Eines davon hatte eine Schildanomalie (ein doppeltes Rückenschild). Die Elterntiere haben keine Anomalie. Woher kommt diese Anomalie? Sicherlich nicht von zu hoher Bruttemperatur. Großeltern der Tiere??

Das liegt im Auge des Betrachters. Die Schideranordnung bei Schildkröten ist ja klar definiert und das wird seinen Grund haben. Wenn jetzt plötzlich häufig davon abgewichen wird, stellt sich schon die Frage, ob es so normal ist. Die Frage bleibt nach dem warum. Das kann noch niemand schlüssig beantworten.
Ich habe meine Eier alle unter gleichen Bedingungen inkubiert. 2 boettgeri ohne Anomalien und 8 hercis 50:50. Daraus könnte man schliessen, dass es den hercis zu warm war, Irrtum, bei vorjähriger kühlerer Brut war es auch nicht besser.
Um es nicht missverstanden zu wissen: ich habe kein Problem damit und werde die Sache weiter beobachten.