"Kalthaltung" - könnte man meinen, sei ein Fachausdruck in der Schildkrötenhaltung. Sie ist aber nichts anderes als ein Schimpfwort, eine Stinkbombe, im Mund von Leuten, die meinen, dass es in keinem Fall ohne künstliche Wärme geht. Wer will schon seine SK "kalt" halten?

Dahinter steht das Bedürfnis, eine allgemeine Regel zu haben, die nicht übertreten werden darf. Alle, die sich nicht daran halten - so meinen sie - wurden ihre SK unter tierquälerischen Bedingungen halten. Aber dahinter steht auch eine gewisse Faulheit und ein Unwillen, sich mit konkreten Gegebenheiten auseinander zu setzen.

Wenn ich vom Dorf spreche, aus dem ich komme (auf 1000 Meter Seehöhe in den Alpen), würde ich mich zuerst überhaupt fragen, ob ich dort Schildkröten halten will. Wenn ich zum positiven Entscheid käme, würde ich unbedingt Wärmelampen einbauen und auch verwenden. Frühbeet natürlich Grundvoraussetzung.

Jetzt hingegen wohne ich in einem Weinbaugebiet, es wachsen hier Feigen, die in normalen Sommern auch Früchte reifen lassen, der weiße Maulbeerbaum ist hier heimisch, Edelkastanien wachsen auch. Im Normalfall habe ich hier heiße trockene Sommer und kalte Winter. Ich habe schon oft den Klima-Vergleich Istrien - Weinviertel gemacht, mit der Aussage, dass die Sommer durchaus ähnlich sind, nicht aber der Winter und die Übergangszeiten. Für diese Übergangszeiten gibt es das Glashaus und die Frühbeete, die selbst bei trübem Wetter durch indirekte Sonnenstrahlung sich aufheizen.

Und keine künstliche Wärme? Nein - aber Strom ist eingeleitet und ich könnte im Notfall jederzeit zuheizen. Brauche das aber nicht.

Gibt es dafür einen Beweis, dass ich das nicht brauche? Ja! Meine Damen legen ihre ersten Gelege um den 1. Mai. Wesentlich früher als z.B. in den Habitaten in Bulgarien! Warum, weil sie durch die Frühbeete genügend Wärme bekommen. Zuheizen würde ich in diesem Fall sogar für schädlich halten. Und zuheizen im Herbst - da muss man immer aufpassen, dass man sie nicht in der Vorbereitung auf die Hibernation stört.

LG Herbert

Hallo Herbert,

da stimme ich Dir uneingeschränkt zu. Kalthaltung ist nicht per se richtig oder falsch, sondern man muss einfach sehen, in welcher Region sich die Gehege befinden.
Wenn bei Dir Feigen etc. gedeihen, ist Kalthaltung möglich, weil es ja eigentlich keine Kalthaltung wegen des lokalen Klimas ist.

Hier im Ruhrgebiet wäre Kalthaltung wirklich Kalthaltung und deshalb habe ich Wärmelampen installiert.
Kalthaltung ist bei Dir also richtig, hier bei mir eher falsch.

Viele Grüße

Klaus

Ich würde aber das Wort Kalthaltung aus unserem Sprachschatz verbannen, weil es einfach falsch ist.

Zitat von Bali im Beitrag #2

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Kalthaltung ist nicht per se richtig oder falsch

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Wen es interessiert, der kann meine "Schildkrötenhaltung ohne Technik" in der Kölner Bucht über ein ganzes Jahr (2018) in meinem Buch in allen Einzelheiten erleben. Siehe Signatur oder PN an mich.

Das ist absolut richtig, es kommt halt immer auf die Gegend an, in der man lebt. Hier in meiner Gegend wäre eine Haltung ohne Frühbeet/Gewächshaus plus manchmal künstliche Wärme aufgrund der geographischen Gegebenheiten kaum möglich. Wohnt man begünstigter, ist das sicherlich kein Problem.
Man kann das halt nicht pauschalisieren sondern muss auf jeden Einzelfall ganz individiuell blicken.

LG
Dani

Bei mir funktioniert die Haltung ohne Frühbeet (für die Großen) optimal, für die Kleinen habe ich zwei Frühbeete, wobei jedoch eines ungenutzt ist.

Ich werde aber jedenfalls noch welche besorgen, nur für den Fall der Fälle. Eines der Frühbeete hatte ich probeweise aus dem Gehege in den Garten umgestellt, sie haben es ignoriert. Übrigens haben die Steppenschildkröten das Frühbeet ebenso ignoriert. Weiß jemand, woran das liegen könnte?

Ein ausschlaggebender Punkt, wie er schon von euch beschrieben wurde, ist die Lage. Bei uns im Weinbaugebiet scheint es klimatisch wirklich günstig für die Schildkrötenhaltung zu sein (sodass man auf Technik eher verzichten könnte).

LG, Hurri