Hallo!
Angeregt durch Hannelores tollen Bericht im Thema Sepsis frage ich mich schon seit geraumer Zeit ob es den Schildkröten etwas schadet, wenn es:
- zu warm
- zu kalt
- zu steril
- zu trocken
- zu feucht
- zu gesund
- ...... ist.
Ob früher wirklich alles so verkehrt war?

Ich kopiere Hannelores Bericht einmal hier her:

Zitat

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Hallo,
ich möchte auch etwas dazu schreiben, aber ich weiß nicht recht, wo ich anfangen soll.
Nun, ich habe schon viele Schildkröten gehabt, habe anfangs im ungeheizten Keller in einer Kartoffelkiste mit Laub überwintert (1979 - 1993?), danach draußen unter den Frühbeeten. Die NZ habe ich im ersten Jahr (1995 bis 2009) bis zur Starre im Terrarium gepflegt, dort auch auf die Starre vorbereitet und im Kühlschrank mindestens 8 Wochen starren lassen in Behältern mit Gartenerde und Laub und feuchtem Frotteetuch oben drauf.
Ich habe nie eine Panzerröte bemerkt und mir ist nie ein Tier gestorben, außer mir krank anvertrauten Tieren und 2 ganz jungen NZ.
Bis ich in den Foren von der Panzerröte/Sepsis gelesen habe, habe ich davon gar nichts gewusst.
Ich habe einen sehr großen Schildkrötenbekanntenkreis. Und auch da kenne ich keinen Fall von Panzerröte.
In welchem "Substrat" haben meine Tiere sich eingegraben?
Unter den Frühbeeten ist im Laufe der Jahre ein Gemisch entstanden, hauptsächlich Gartenerde und Laub, Strohreste und Pinienrinde.
In früheren Jahren ist es mir auch öfter passiert, dass Schildkröten sich irgendwo im Gehege vergraben haben, also in ganz normaler Gartenerde.
Ich hatte mal ein Pärchen Horsfieldiis, die ja angeblich eher trocken überwintern.
Und gerade die liebten es, plötzlich im Herbst zu verschwinden und kamen meist mit nasser Erde beklebt oder total verkrustet im Frühjahr irgendwo wieder zum Vorschein.
Auch die Griech. Landschildkröten kommen unterschiedlich nass/feucht/trocken aus dem Schlafteil der Frühbeete hervor.
Da sie keine unterirdische Begrenzung haben, können sie sich die Feuchtigkeit aussuchen.
Kontrollieren kann ich natürlich nichts.
Und wenn sie im Frühjahr auftauchen, liegen sie meist eine Weile noch in dem Loch, aus dem sie gerade kriechen oder liegen im Sonnenteil des Frühbeetes und ich habe bisher noch kein Tier dann untersucht, ob es irgendwo rote Stellen hat. Ich warte, bis es einen schönen warmen Tag gibt und dann bade ich die wachen Tiere, säubere sie und schaue sie mir genau an, die kleineren wiege ich auch. Diese Kontrolle kann aber durchaus auch erst 2 Wochen nach dem Aufwachen geschehen, zumal wir in dieser Zeit auch manchmal in Urlaub sind.
Früher habe ich die Tiere nie entwurmt, dann habe ich vom Tierarzt den Rat bekommen, einmal im Jahr "vorsichtshalber" zu entwurmen, was ich 4? Jahre lang gemacht habe.
Seitdem mir klar ist, dass es keinen Sinn macht, zu entwurmen, wenn es nicht nötig ist, lass ich einmal im Juli den Kot (Sammelkotprobe, manchmal auch pro Gehege) untersuchen.
Glücklicherweise war das Ergebnis immer 0 oder + oder ++, sodass ich seit langem nicht mehr entwurmt habe.
Wenn ich am Anfang geschrieben habe, dass ich schon viele Schildkröten hatte, dann heißt das, dass ich einige Jahre nachgezüchtet und verkauft habe und dass ich, als mir das Nachbargrundstück noch als Quarantänegehegebau-Möglichkeit zur Verfügung stand, viele Schildkröten (30), hauptsächlich Männchen, aufgenommen und weiter vermittelt habe. Ich hatte sie zum Teil viele Jahre, nach der Quaratäne dann im eigenen Bestand.
Entfernte Nachbarn hatten Jahrzehnte ihre Schildkröten auf dem Kompost gehalten, sie haben sich von den Garten- und Gemüseabfällen ernährt und im Komposthaufen für die Nacht und den Winter vergraben.
Ein Bekannter hält seit 40 Jahren Schildkröten im Garten (seit 2 Jahren erst mit Schutzhaus, einer umgestülpten Mörtelwanne). Sie vergruben sich zum Winter im Wurzelwerk unter Bäumen, wo auch das Laub immer hingekippt wird. Jetzt steht an der Stelle die Mörtelwanne und sie verschwinden auch darin.
Ich habe 2 Schildkröten übernommen (Hermann und Richard), die 23 Jahre lang im warmen Keller in Bettlaken gebettet "geschlafen" haben, ohne Probleme, wobei Richard, der Graeca-Ibera-Mann (von dem die Leute glaubten, er sei ein Griech. Weibchen) im Winter öfter wach wurde, dann eine Zeitlang in der Küche laufen durfte und schließlich wieder in den Keller gebracht wurde.
Ich habe 2 Marrokkanische Schildkröten übernommen, die in einer Kiste mit Laub im relativ warmen Keller den Winter verbracht haben, über 40 Jahre.
Ich habe 2 Griech. Landschildkröten vermittelt, die keine Möglichkeit hatten, sich tief einzugraben. Ihr Unterschlupf bestand aus einer Dachpfanne, unter die Laub gestopft wurde und die mit viel Tannengrün abgedeckt wurde, über 50 Jahre.
Ich kannte eine Horsfieldii (weiß nicht, ob sie noch lebt), die viele Jahrzehnte in der Wohnung lebte und im Winter unter der Küchenbank liegen blieb und beim Putzen mit dem Schrubber dann mal hin und her geschoben wurde. Als die Halterin ins Altersheim kam, wurde die Schildkröte irgendwohin gegeben.
Mein Nachbar berichtete kürzlich, er habe die Schildkröten im Herbst, wenn sie bereits verkrochen waren, immer wieder heraus geholt und so oft gebadet, bis er sicher gehen konnte, dass kein Kot mehr in ihnen war. Er erzählte, dass es hieß, sie würden den Winter mit Kot nicht überleben, da sich dann die Pilze und Bakterien im Darm zu stark vermehrten. Die Schildkröten des Nachbarn sind auf die Tochter übergegangen und in den letzten 10 Jahren beide gestorben, nachdem sie ca. 40 Jahre in der Familie waren und als große Tiere (Wildfänge) gekauft worden waren.
Wie wir wissen und wie ich hier aus meiner Erfahrung und von einigen Haltern berichtet habe, haben viele Schildkröten früher ein seltsames Leben geführt. Nicht alle haben das Jahrzehnte durchgehalten.
Aber ich habe nie von älteren Leuten gehört, dass eine Schildkröte eine Panzerröte hatte.
So fällt es mir schwer, zu mutmaßen, welche Gründe es heutzutage für eine posthibernale Panzerröte oder Sepsis geben könnte.

Ich würde es befürworten, wenn es zu dem Problem nochmal eine Umfrage oder Studie geben würde, um den Ursachen auf den Grund zu gehen. Es scheint doch eines der größten Probleme in der Haltung der Europäischen Landschildkröten zu sein, und ich vermute, dass viele Anfänger ihre Tiere nicht starren lassen wollen, weil sie in den Foren von Panzerröte/Sepsis und auch posthibernaler Anorexie (kam bei mir und in meinem Bekanntenkreis auch nie vor) lesen und sie nicht gleichzeitig lesen können, wie man diese Probleme verhindern kann.
Mich würde da auch die Meinung der reptilienspezialisierten Tierärzte interessieren, die als Ratgeber für verantwortungsbewusste Anfänger durchaus mit deren Fragen und Ängsten konfrontiert werden.

Vor nicht langer Zeit habe ich -zum ersten Mal- eine Schildkrötenauffangstation besucht, in der die Landschildkröten im Kühlschrank überwintert wurden.
Ich habe mich sehr lange mit der Stationsleiterin über die Möglichkeit der Überwinterung in Gewächshäusern unterhalten.
Wenn sie ihre Absicht nicht geändert hat, dann überwintern diesen Winter einige Schildkröten zum erstenmal in Gruben im Gewächshaus, was mich sehr freut.

Gruß
Hannelore

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Hallo!
Ich hab` ja noch eine von damals. Mein Tommy hat mich 40 Jahre lang begleitet und meine Aphrodite ist immer noch bei mir.
Ich glaube, ihr Glück war, dass meine Eltern kein Tier im Haus haben wollten und so mussten meine Schildkröten immer draußen bleiben. Es war so etwas wie ein Gartenspielzeug, welches wir erst finden mussten um damit spielen zu dürfen. Unser Garten war groß und leicht verwildert und die Tiere waren uns Kindern (ich hab´ ja noch drei Schwestern) bald uninteressant.
Meistens überwinterten sie in einer Holzkiste mit Erde und Laub, im Gemüsekeller. So manchen Winter blieben sie draußen im Garten, weil wir sie eben nicht gefunden hatten.
Zu Fressen bekamen sie meistens nichts, also einfach das, was so ein üppig wachsender Garten hergibt. Fallobst war sicher auch dabei und wenn meine Mutter die wildlebenden Igel mit in Milch eingeweichte Semmeln fütterte, dann holten sich das schon auch mal die Schildkröten.
Aufgesprungene oder überreife Paradeiser bekamen sich sicherlich auch und auch die äußeren Blätter vom Salat.
Ich beneidete immer unsere Nachbarskinder, die durften ihre Schildkröten (ihre waren viel kleiner als meine) ins Haus nehmen. Im Kinderzimmer hatten sie einen Karton mit Zeitungspapier und Stroh oder Heu.
Heute bin ich meinen Eltern sehr dankbar, meine Tiere lebten nämlich sehr lange (eine ja noch immer) bei mir, die der Nachbarskinder wurden regelmäßig erneuert.
Ich glaube, genau das ist der Punkt. Meine Tiere wurden nicht "verweichlicht" sie hatten es vermutlich zu kalt in all den Jahren, aber das schien immer noch besser zu sein als zu warm.

Ja Gundi,
genau so sehe ich das auch und ehrlich gesagt (in diesem Forum kann ich mich ja trauen die Wahrheit zu schreiben - hier wird mich niemand rausschmeißen ) handle ich teilweise auch danach.
Die Kleinen werden bei mir prinzipiell unmittelbar nach dem Schlupf ins Babybecken gesetzt, auch wenn sie noch einen Dottersackrest haben sollten. Tier ohne Augen oder anderen lebensbeeinträchtigen Missbildungen (was glücklicherweise nicht oft vorkommt) lass ich nicht leben. Trotzdem schaffen es fast alle meine Schlüpflinge problemlos über den langen und teilweise harten Winter zu kommen. Eine Sortierung scheint mir eher bereits vor der ersten Hibernation zu passieren.
Inwieweit Inzucht ein Problem ist weiß man, glaube ich noch nicht, es ist aber sicherlich sinnvoll mit blutsfremden Elterntieren zu züchten.

Zitat

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Ich meine, einmal gelesen zu haben, dass die Sterblichkeit bei der 2. Hibernation größer ist, als bei der ersten.

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Möglicherweise hängt das (wenn dem tatsächlich so ist) damit zusammen, weil die ersten gravierenden Haltungsfehler (und damit meine ich eher zu soft als zu hart) greifen.
Ich selbst kann das bei meinen Tieren nicht bestätigen, die schaffen auch die 2. und die 3. Inaktivitätszeit

Ahaaaa - "Inaktivitätszeit" heißt es also jetzt?

Ich vergleiche Schildkröten immer mit Kakteen. Ein sonniger Platz und einfach zufrieden lassen. So gedeihen sie am besten. Zu viel Gießen, Düngen oder Herumschnippeln nehmen sie übel.
LG
Gunda