Hallo :)

Richtighalter und Richtighaltung - diese Bezeichnung gefällt mir. Was richtig Ist, liegt bestimmt sowohl an der Lage des Geheges (ganztägig sonnig oder halbschattig beispielsweise, Hanglage oder feuchte Lage ...), als auch an den individuellen Bedürfnissen der einzelnen Tiere.
Ich habe jetzt endlich ( Dank Gundas Buch) einen Thermotimer im Internet gefunden und bestellt. 2 Lampen habe ich auch im Frühbeet, einen Elstein-Strahler und einen Sylvana. Diese Technik setze ich jedoch nicht grundsätzlich regelmäßig ein, brauchte sie aber, als ein Krötelchen während der Wurmkur ganz apathisch war, schlief und nicht fraß, weil es nur regnete und kühl war. Das Rheinland ist für mildes Klima bekannt, aber es regnet auch viel und mein Gehege liegt nicht am Hang, wo es schnell trocknen würde.

Als Anfängerin bin ich noch unsicher, möchte lernen und möglichst wenig falsch machen. Der Züchter zweier meiner Schildis erklärte, dass Thhs dreieinhalb Monate Winterstarre bräuchten und dazu einen Monat Vorbereitungszeit. Also dachte ich, dass ich im September dafür sorgen müsse, dass nachts die Temperatur an den Schlafplätzen nicht unter 12 Grad sinkt, damit die Winterliche noch nicht eingeleitet wird. Hier waren nachts schon 6 Grad draußen und im Frühbeet 10. Wenn der Himmel tagelang wolkenverhangen ist und es immer wieder Regenschauer gibt, schlafen meine Schildis viel. Damit sie sich im September noch bewegen, mache ich über eine Zeitschaltuhr gesteuert morgens den Silvana-Strahler (Licht und Wärme) an und wenn die Sonne nicht rauskommt, mittags den Elstein auch noch. Dann werden sie fit und sausen im Frühbeet rum. Im Frühbeet aufgewärmt laufen sie an und zu auch mal durch den Lamellenvorhang nach draußen, kehren aber bald um.
Im Frühbeet setzen sich die Tiere manchmal unter den Lichtstrahler, nie direkt unter den Wärmestrahler, eine Schildi setzt sich grundsätzlich an ihren selbstgegrabenen Lieblingsplatz am Rand des Lichtscheuen, wo ich 24 Grad gemessen habe. Eine andere möchte es etwas kühler und chillt in ihrer Lieblingsecke bei 18 Grad, aber auch nicht draußen im Freigehege. Sie schläft jetzt auch seltener bei den anderen unter dem Kork, sondern hat sich eine Höhle unter einem Wurzelballen gegraben. Weil dieser in der Nähe des Ausgangs ist, ist es dort 2 Grad kühler.
So beobachte ich die Tiere, ob sie sich meinem Anschein nach wohlfühlen und handele danach. Wenn ich jetzt gar keine Technik einsetzen würde, würden meine Tiere mehr rumliegen und ruhen, weniger oder kaum noch fressen. Meiner Vermutung nach würde dadurch die Winterruhezeit früher eingeleitet und ich würde riskieren, dass die Tiere ab Mitte Oktober starren wollten. Folglich wären sie schon Ende Januar "fertig" mit der Starre und hier in der Gegend sind Januar und Februar am kältesten. Spätestens dann müsste ich Technik einsetzen.

Harald macht das nicht, daher müssten doch seine Tiere länger starren. Erst ab April wird es wärmer, nachts gibt es dann oft noch nur 5 Grad. Mich würde sehr interessieren, wie lange bei "Kalthaltung" die Starre dauert
und ob diese Tiere auch bei niedrigeren Temperaturen schon aktiv sind. Kann ein wechselwarme Tier "lernen" seine Betriebstemperatur zu reduzieren? Nach einem längeren Winterschlaf müsste das Tier auf Touren kommen, um die während der Starre angesammelten Stoffwechselabfälle loszuwerden. Ich dachte eigentlich, dass das Tier dafür eine gewisse Wärme braucht.

Liebe Grüße
Anna

Wir haben ja schon des öfteren das Thema diskutiert. Es wäre in erster Linie wirklich schade, wenn wir wegen einer solch interessanten Diskussion Forenmitglieder zu verlieren!

Meiner Meinung nach kann doch jeder entscheiden, welchen Weg er gehen möchte. Ich persönlich lese gerne unterschiedliche Meinungen, ohne jegliche Bewertung.

Wie Christine schon anmerkte, ist jedes Extrem nicht gut. Manchmal denke ich auch, dass vor lauter Technik gar kein natürliches Sonnenlicht mehr in die Frühbeete scheinen kann:)
Einige "gutgemeinten Haltungen" sind von einer Terrarienhaltung nicht weit entfernt! Das einzig positive ist dann das eigene Gewissen beruhigt zu haben.

Was ist nun als Kalthaltung zu bewerten?
Wir haben doch anscheinend mehrere Halter, die sehr gut ohne Technik auskommen.

Meine Meinung dazu, es kommt ganz auf die Gegebenheiten an, wie auch Anna schon geschrieben hat. Die Wohnlage, Ausrichtung des Frühbeetes, Eingreifen bei länger anhaltender Schlechtwetterphase........
Mit ein bischen Erfahrung und Beobachtung der eigenen Tiere erkennt man dann schon, was richtig ist! Jeder muss sich da ganz individuell entscheiden und wird schnell merken, was ist gut für "meineTiere", mit den vorhandenen Gegebenheiten,

Für Anfänger ist es nicht immer leicht zu differenzieren, da schlichtweg die Erfahrung noch nicht vorhanden ist. Auch, wenn es manchmal verwirrend ist, sollten sie aus diesem Grund sehr umfangreich auf Informationen zurückgreifen können.
Das kann nur geschehen, wenn wir möglichst viele Erfahrungswerte zur Verfügung stellen.

Ich habe selber in meiner Schildkrötenhaltung schon so oft meine Meinung und damit auch meine Haltung geändert ;)

Achja, es gibt bestimmt eine "Richtighaltung", aber nicht "die Richtighaltung" !

Hallo, ich versuche nocheinmal aufgrund meiner Erfahrungen und Beobachtungen etwas zum Thema beizutragen. Sollte es aber wieder Unterstellungen geben, gibt es keine öffentlichen Beiträge mehr von mir.

Das Phänomen des zeitigen Eingrabens konnte ich in den Anfängen meiner Haltung beobachten. Schildkröten, die z.B. keine Winterruhe hatten, gruben sich nach der Verbringung ins Freiland ein und hielten eine Ruhe. Das gibt sich aber nach der ersten Winterruhe. Das natürliche Verhalten sich selbst in die Sonne zu begeben wird durch die warme Haltung ebenfallst gestört. In der Natur gibt es nur die Wärmequelle Sonne. Sind sie gewöhnt immer im warmen zu sitzen, verlernen sie dieses Verhalten. Übernommene Terrarientiere haben keinen Plan mehr. Das dauert ein/zwei Jahre bis sie es wieder schnallen.
Ich habe zur Zeit schon tiefe einstellige Werte in der Nacht, aber früh erscheinen alle in der Sonne. Sie bewegen sich also trotz Kälte selbstständig nach draussen. Sie sind aktiv und fressen.Sie graben sich noch nicht ein. Das passiert Mitte/Ende Oktober.
2016 hatten wir schon Mitte Oktober Schnee. Dann kommen sie nicht mehr heraus und es ist Zeit in den Keller zu ziehen. Das kann aber auch erst im November passieren. Das kommt ganz aufs Wetter an.
Schlafen tun sie bis mindesten Anfang April. Auch da warte ich, bis es rappelt in den Kisten. Sie wissen offenbar genau, ob draussen schönes Wetter ist.
Die Schildkröten legen also ihren Schlaf- und Aufwachzeitpunkt selbst fest und es gibt keine Probleme in der Winterruhe. Sie sind perfekt vorbereitet, so wie die Natur es vorgibt und nicht erzwungen durch den Halter. Ich wiege sie nicht, entwurme nicht und mache im Winter gar nichts. Sollte mit einer Schildkröte etwas nicht in Ordnung sein, so fällt das sofort auf und sie fühlt sich leicht an. Das bekommt man ganz schnell mit. Ist ein Tier wie hohl oder wie ein Stein. Da braucht es kein wiegen.
Wenn sie jetzt noch so eine Wärme bekommen ist die Vorbereitung zur Winterruhe nicht mehr optimal. Lichtzeiten und Temperaturen passen nicht mehr zusammen.
Das muß dann zusammen schleichend heruntergefahren werden. Die Natur kann das aber besser und umsonst.
Ich habe ja das Experiment laufen. Im Frühbeet ist es sehr viel wärmer, aber aktiver sind die darin befindlichen Tiere nicht.
Aber ich betone es nocheinmal: Vollsonniger, geschützter Standort muß sein.
Ich möchte auch niemanden vorschreiben, wie es richtig ist. Ich zeige nur das es ohne Technik und Gefummele geht und jeder kann selbst nachdenken ob es für ihn und seine Tiere funktioniert.
Ich kann nur schreiben wie es ist und ich lade jeden gerne ein, es selbst zu sehen.
LG Harald

Hallo Harald, also hast du keine Technik im Frühbeet verstehe ich das richtig?

Hallo,

"Richtighaltung" ist ein schöner Begriff, aber jeder von uns hat andere äußere Bedingungen und auch die Tiere sind individuell, wie auch wir Menschen. Ich mag es auch lieber kalt, -20°C im Zelt wären für mich kein Problem, die Hitze der letzten Sommer aber schon. Eigentlich müßte ich eher Eisbären halten oder Pinguine.

Wir haben allein schon in Deutschland so unterschiedliche Bedingungen, dass es meiner Meinung nach "die Richtighaltung" nicht geben kann. Ich kann mir schon vorstellen, dass es in manchen Gegenden auch ohne oder mit wenig Technik gehen kann. Bei mir in einem Wintersportgebiet im Mittelgebirge definitiv nicht. Jeder muß nach seinen geografischen Bedingungen entscheiden, was er braucht. In meinen ersten zwei Jahren als Schildkrötenhalter haben sich meine Tiere Anfang bis Mitte September verbuddelt. Da hier auch bis Mitte April noch Schnee liegen kann, war mir das zu lange und ich habe mit besserer Technik und mehr Wärme reagiert. Die letzten zwei Nächte hatten wir hier nur 2°C, also heize ich zu.

Jeder muß für sich und seine Tiere nach seinen Klimabedingungen entscheiden, ein absolut "richtig" oder "falsch" gibt es nicht.

Trotzdem möchte ich auch zu bedenken geben, dass Gesundheit nicht immer ein Beweis für eine gesunde Lebensweise ist. Es gibt genügend Beispiele von Kettenrauchern, Sportmuffeln und ungesund ernährten, die uralt geworden sind. Ob diese Beispiele bei gesunder Lebensweise nicht aber mehr Lebensqualität gehabt hätten, wer weiß das schon?

Wir sollten vielleicht aufhören, in Schubladen zu denken und nur unsere Bedingungen als einzig wahr zu sehen.

Meine 4 Mauren haben sich vor ein paar Jahren trotz PAR Strahler, Frostwächter etc. ziemlich bald im Frühbeet vergraben. Ich hatte die Lampen nach der Klimatabelle ihres Landes eingestellt. Eines Tages waren alle 4 innerhalb weniger Stunden verschwunden. Ich habe dann vorsichtig im Frühbeet nachgesehen und sie verbuddelt entdeckt. Ich habe sie dann auch gelassen obwohl ich das Frühbeet nicht zur Überwinterung gedacht hatte aber sie hatten ihren eigenen Kopf.. Und da starrten sie bis sie alle 4 mit 3 Tagen Abstand vom ersten bis zum vierten Tierchen wieder an die Oberfläche gekrabbelt kamen
Ob es gut oder schlecht für sie war kann keiner beantworten aber mir hat es gezeigt dass sie aller Technik zum Trotz ihren eigenen Rythmus hatten

Hallo Harald, also hast du keine Technik im Frühbeet verstehe ich das richtig?

Hallo Carmen,

das verstehst du richtig. Ich habe auch keine Frühbeete, nur Schutzhütten.
Das besagte Frühbeet ist für die Kakteen im Sommer und ich habe mich auf Grund der hier beschriebenen Überwinterungen im Frühbeet (mit Frostwächter) für ein Experiment ohne Technik entschieden.
Da ich Platz für die letzjährigen Jungtiere brauche und das klappt, würde ich dann Platz im Frühbeet schaffen und ein dauerhafter Aufenthalt im Frühbeet wäre garantiert.
Dann hätten sie es noch geschützter als ihre Kollegen ohne Frühbeet.
Das muß sich aber erst herausstellen, ob es besser ist oder nicht. Ich habe gestern die Fotodok. gemacht und die Jungtiere das erste mal seit Auswinterung in der Hand gehabt.
Absolut fit und munter. Schön glatt und fest, kräftig und mit munterem Blick. Glaubt mir, die sind glücklich.
Im Gebirge mit ewigem Winter geht das natürlich nicht. Habe ich ja auch nie behauptet. Aber auch dort sollte keine Dampfaufzucht betrieben werden. Alles mit Maß und es klappt !

LG Harald

Hallo Carmen,

ich erlebe das mit meinem Mauren jedes Jahr, dass sich die ersten Weibchen meistens bei den einstelligen Nachttemperaturen vergraben. Dann ist es auch egal, ob Du noch beleuchtest oder nicht, sie bleiben verschwunden. Vielleicht sind Mauren da etwas "träger" als die kleineren Griechen. Meine Männchen krauchen bis zum Schluss durch die Anlage, so als ob sie noch ihr Gebiet kontrollieren müssten. Sieht manchmal etwas statisch aus, wenn sie so klamm durch die Gegend stapfen oder die letzten Sonnenstrahlen auffangen, die der Herbst ihnen zuwirft. Letztlich liegt es am Biorhythmus der Tiere. Bestimmt sind es einige Auslöser wie kühlere Temperaturen oder zu kurze Lichtlängen am Tag, die die Schildkröten veranlassen, abzutauchen.

Emily schrieb:

Zitat

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Trotzdem möchte ich auch zu bedenken geben, dass Gesundheit nicht immer ein Beweis für eine gesunde Lebensweise ist. Es gibt genügend Beispiele von Kettenrauchern, Sportmuffeln und ungesund ernährten, die uralt geworden sind. Ob diese Beispiele bei gesunder Lebensweise nicht aber mehr Lebensqualität gehabt hätten, wer weiß das schon?

Wir sollten vielleicht aufhören, in Schubladen zu denken und nur unsere Bedingungen als einzig wahr zu sehen.

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Da ist vieles Wahres dran. Gerade bei Reptilien kann man den Grad der Erkrankung oder die der Gesundheit schwer erkennen. Wildtiere verhalten sich erst auffällig, wenn wirklich gar nichts mehr geht. Ich hatte ja gerade so ein trauriges Beispiel. Äußerlich schien alles in Ordnung zu sein, aber von innen war das Tier totkrank. Gibt man ihnen das, was sie benötigen bleibt einem als verantwortungsvoller Halter eigentlich nur noch zu hoffen, dass sie lange gesund bleiben. Ob Schildkröten auch wie wir eine Lebensqualität haben oder Lebensglück empfinden können würde ich aufgrund ihres relativ eng konstruierten Gehirns eher mal nicht annehmen. Aber wenn sie manchmal so in der Sonne liegen, möchte ich das gerne glauben.

LG Andreas

Bis zum Sonntag hatte ich keine Technik in den Frühbeeten zur Verfügung, da ich im Sommer beim Pflanzenschneiden ein Kabel erwischt habe und irgendwie keine Zeit zum erneuern der Kabel war. In der Regel hätte ich ab Anfang September geheizt, da das Wetter hier bescheiden ist :)
Ich war wirklich positiv überrascht, dass trotzdem alle Adulten die wenige Sonne im Außenbereich nutzten.
Auch die Schlüpflinge waren unterwegs.
Natürlich war deutlich weniger Aktion, auch die Männchen stellten die Paarung ein, sonnten sich wieder gemeinsam, ohne zu Rammen.......also der Jahreszeit vollkommen entsprechend!

Jetzt habe ich wieder Strom und musste es wissen......

Das Ergebnis erzeugt ein Überdenken meiner sonstigen Vorgehensweise, denn alle Tiere, egal welches Alter gingen den Strahlern aus dem Weg! Die Kleinen vergruben sich tiefer ein, die Großen blieben draußen.

Jetzt habe ich alle Technik zurückgefahren und lass sie machen. Richtung Wochenende wird es wieder sonnig, das sollte ausreichen.

Das sind lediglich meine Beobachtungen, ich möchte das auf keinen Fall pauschalisieren!

gunda schrieb:

Zitat

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Liebe Anna, es ist vielleicht pingelig, aber an dieser Stelle möchte ich anmerken, dass ich in meinem Buch weder einen Thermotimer noch einen Elstein-Strahler noch eine Lampe der Marke Sylvana empfohlen habe (was natürlich nicht heißt, dass diese Geräte für deine Zwecke trotzdem geeignet sein mögen)

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Ich glaube, da darf man schon mal pingelig sein...

LG Andreas

Ich habe nur den Thermotimer in Gunda Buch gefunden. Da war ein Foto und das hat mir geholfen. Den habe ich dann im Internet bestellt. Mit keinem Wort habe ich behauptet, dass Gunda etwas empfohlen hat! Gerade habe ich alles nochmal gelesen und keine Stelle gefunden, an der man da was hätte missverstehen können.
Ich habe geschrieben:
"2 Lampen habe ich auch im Frühbeet", das bezog sich nicht aufs Buch, ich habe nur meine Technik beschrieben.

LG, Anna