Hallo,

da meine Frage bei dem Thema "Abgabe in der Winterruhe" etwas unterging möchte ich sie gerne nochmal hier stellen.
Seit wann hat sich in etwa das Bewusstsein geändert, dass Schlüpflinge ebenso lange wie die adulten Tiere starren?
Wurde es durch Foren weitergegeben, gab es ein entscheidendes Buch?
Was hat euch dazu gebracht die Schlüpflinge individuell starren zu lassen?

Als ich mich entschieden hatte, Schildkröten zu halten (vor ca. 2 Jahren), war die Winterruhe zumindest schon üblich.
Bei deutschen Züchterlisten und Inseraten habe ich aber kaum jemand gefunden der sie mehr als 10 Wochen, wenn überhaupt starren lässt.
Erst in der Starrezeit bin ich auf dieses Forum gestoßen und all eure Beiträge haben mich bestärkt die 4,5 -5 Monate durchzuhalten. DANKE!!! (Pauli und Juli waren damals Schlüpflinge)

Wie ich schon schrieb, habe ich das Gefühl, dass viele Halter und Züchter noch im festen Glauben das Richtige zu tun, die Starre entweder ausfallen lassen, oder nur kurz durchführen.

Inzwischen hatte ich bestimmt mit vier verschiedenen Tierärzten mit Reptilien Erfahrung, Kontakt. (Die kleine Mira und Fachgutachten)
Keiner hat mich "gelobt", dass sie starren durften, einer ist sogar ein richtiger Gegner der Starre bei Schlüpflingen gewesen.

Da frage ich mich wirklich, wie weit ist denn schon das Bewusstsein vorgedrungen?

LG
Petra

Hallo,
ich weiß es nur noch so ungefähr:
Meine ersten Jahrgänge 1995, 1997, 1998 habe ich nicht in die Winterruhe geschickt im ersten Jahr. Sie waren vom Schlupf an im Terrarium bis April/Mai des Folgejahres. Draußen im Frühbeet keinerlei Heizquelle. Es gab keine Probleme, allerdings leichte Höcker.
1999 bis 2007/2008? (habe nicht jedes Jahr Eier bebrütet) habe ich sie im ersten Jahr überwintert, allerdings waren sie wiederum vom Schlupf bis zur Winterruhe und danach bis April/Mai im Terrarium.
Die Überwinterung fand im Kühlschrank statt. Meist kamen sie erst Ende Januar in den Kühlschrank, da wir im Frühjahr in Urlaub fuhren und ich die Tiere dann nicht im Terrarium haben wollte.
Die Starre ließ ich länger dauern. Ich unterschied kleinere und größere NZ. Die Kleineren ließ ich 10 Wochen im Kühlschrank, die Größeren so lange, dass sie nur einige Tage zur Beobachtung noch im Terrarium waren, bevor sie raus kamen.
Es muss 2008 oder 2009 gewesen sein, als ich einige Schlüpflinge nach dem Schlupf zu dem Jahrgang davor ins Gehege mit Frühbeet gesetzt hatte und dort ein Kleines im Herbst nicht mehr fand, als ich die Kleinsten ins Terrarium holen wollte. Das heißt, ich wusste, dass es in der Überwinterungsgrube im Frühbeet sein musste. Als die Einjährigen im folgenden Frühjahr längst wieder aufgetaucht waren, fehlte das Kleine noch. Ich suchte und grub ohne Erfolg. Auf einmal war es da. Das gab mir die Gewissheit, dass auch die wenige Monate alten NZ eine normal lange Starre gut aushalten. Außerdem war ich 2009 einem Forum beigetreten, in dem genau das auch ein Thema war.
Als ich 2010 zum letztenmal Eier ausbrütete, habe ich alle Schlüpflinge gleich vom Brüter ins Frühbeet mit Freigehege gesetzt und sie dort, wie die Ein- und Zwei- und Dreijährigen sich selbst überlassen. Allerdings hat mein Mann mir netterweise 2 Strahler installiert. Hat einwandfrei geklappt. Seitdem kann ich nur empfehlen, dass, wenn eine Wärmequelle im Frühbeet vorhanden ist und es einen sicheren Überwinterungsplatz im Schutz des Frühbeetes oder daran angeschlossen gibt, die Kleinen sich selbst zu überlassen. Auch, wenn sie nicht an warmen Wintertagen mal rauskommen und auch, wenn hier die Winter länger und kälter sind als in den meisten natürlichen Habitaten. Es geht! Nur Mut!
Einschränkend möchte ich sagen, dass ich in der Kölner Bucht wohne, wo wir recht günstiges Klima haben. Allerdings hatten wir vor einigen Jahren auch mehrere Wochen nachts immer minus 15 bis minus 18 Grad. Aber auch das ging ohne Probleme, habe dann die Frühbeete noch stärker isoliert, mit Decken und Stroh, denn isolierenden Schnee gab es nicht. Ist hier selten.
Ergänzend möchte ich noch sagen, dass ich bis 2007/2008? auch die Einjährigen im Herbst ins Terrarium gesetzt habe und die Vorbereitung auf die Starre künstlich eingeleitet habe. Das war der Grund, weshalb ich nicht jedes Jahr Eier bebrütet habe und auch immer nur so viele, dass ich das Terrarium letztendlich nicht übervölkert hatte.

Ich kann mich noch erinnern, dass ich 2012 - als ich den ersten Schlupf überwintern musste - eifrig in Büchern gesucht habe, wie lang ich sie starren lassen soll. Mein Partner sagte damals (hatte von Schildkröten keine Ahnung): "Was soll die blöde Frage, wie lange sie schlafen sollen. Glaubst, die Natur macht für die Kleinen ein eigenes wärmeres Wetter?" Sie starrten dann von Mitte Oktober bis Mitte Februar. Und dannach hatte ich generell keine verkürzte Winterruhe mehr für die Kleinen.

Ich kann mir aber vorstellen, dass die Kleinen früher in der Winterruhe eingegangen sind - weil früher oft Schildkröten zu warm überwintert wurden. Und bei den kleinen Körperchen ist das dann doch fatal. Vielleicht ist so der Glaube entstanden, dass sie keine Winterstarre machen sollen - oder verkürzt.

Im Frühbeet stimmen dann natürlich alle Parameter - Temperatur und Luftfeuchtigkeit.

LG Herbert

Hallo Rosi,
Deine Nachbarin ist ja eine ganz hervorragende Schildkrötenliebhaberin!

Vielen Dank für eure ehrlichen Erfahrungsberichte!
Wie Herberts Partner ja richtig festgestellt hat, werden in der Natur auch keine Unterschiede gemacht.
Deshalb würde ich jetzt gerne meine Frage anders formulieren.
Warum wurde empfohlen Schlüpflinge nicht, oder nur verkürzt starren zu lassen?
Gab es wie Herbert vermutet, vermehrt Todesfälle weil falsch überwintert wurde?
Der Tierarzt hat z.B. gemeint solange der Panzer nicht komplett ausgehärtet ist, würde er keine Sk überwintern.
Leider habe ich nicht genauer nachgefragt, da sie ja schon alle die erste Starre hinter sich hatten.
Welche Argumente hat denn der von Rosi erwähnte Züchter?

LG
Petra

@gunda Das ist wirklich interessant! Pauli und Juli waren letztes Jahr viel länger aktiv. Dieses Jahr sind alle recht früh verschwunden.
Konntet ihr auch schon solche Beobachtungen bei euren Schlüpflingen machen?

Hallo,
ich halte es so, dass alle Tiere bei mir von Oktober/November bis März/April ihre Winterruhe sind. Bei mir bereiten sie sich allein auf die Winteruhe vor, ausser ein paar technische Hilfsmittel in der Übergangszeit. Meine Tiere danken es mir immer wieder durch ihre aktive und zufriedene Zeit in den restlichen Monaten. Meine erste Schildkröte habe ich aus unwissenheit garnicht in Winterruhe gelassen. Dies sieht man ihr auch an. Leicht hoeckrig, im Gegensatz zu den anderen Tieren die vom Geburtsjahr an in Winterruhe waren.
Es sind und bleiben Wildtiere, die auch so artgerecht wie möglich gehalten werden sollten. In ihren Ursprungsländern kommt auch keiner nach 10 Wochen Winterstarre vorbei und weckt sie auf.
In der Winterruhe lernt man auch immer wieder was dazu.
Ich habe bei meiner Nachzucht in diesem Winter? gemerkt, dass sie auch mal wach werden kann und kurz ihre Ruhe unterbricht. Sowas kannte ich von meinen vorherigen Tieren in der Winterruhe nicht. Danke auch nochmal für eure beruhigenden Worte!

Hallo Christine, der Tierarzt wird bestimmt nicht der Arzt meines Vertrauens, denn wie Gunda schrieb empfand ich seine Ansichten etwas veraltet.
Ich bin natürlich ABSOLUT für eine Winterruhe bei Schlüpflingen. Die Winzlinge zeigen schon so eine eindeutige Starrebereitschaft, dass es mich nur wundert,
wie sich jahrelang so ein "Mythos" halten kann und man ihnen dadurch die Ruhe vorenthält oder verkürzt.
Vielleicht könnten wir mal ein Thema eröffnen in dem wir Mythen und Weisheiten der Foren sammeln. Da habt ihr langjährigen Halter bestimmt einiges zu berichten.
(Bitte ja nicht als Vorwurf, oder falsch verstehen!!)

Hallo Gunda, was mir noch zur Kälteresistenz einfällt. Vielleicht ist es nicht nur unbedingt eine Kälteresistenz, sondern eine "Hitzeempfindlichkeit".
Mir kamen Pauli und Juli durch die Lampen beim Züchter und ohne Versteckmöglichkeiten regelrecht gequält vor.
Am aktivsten waren sie bei bewölktem Wetter. Sonne pur, also sich ganz bewusst der Sonne ausgesetzt, haben sie nur Ende Oktober und im November, als
die Intensität abgenommen hatte.


LG
Petra

Haooo, @Rosi ,

Zitat von Rosi im Beitrag #5

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Das sie eine längere Starre aushalten, hab ich 2011 bei meiner Nachbarin gesehen, denn die hatte ihre zweijährigen Schildkröten in ihrer ersten Starre 8 Monate im Keller vergessen.
lg Rosi

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