Hallo ihr Lieben!
Nun bin ich zum dritten Mal auf der Schildkrötenstation von Ivo und Iva. Ich sitze gerade bei Weißbrot, Kaffee und Schafskäse auf der Veranda, während Ivo draußen Futterpflanzen in die Schildkrötengehege wirft. Hier waren es 3 Wochen über 30 Grad ohne einen Tropfen Regen. Für diese Verhältnisse ist es hier relativ grün, überall sprießt üppiges Schildkrötenfutter. Gestern konnten wir zwei junge Thb-Weibchen bei der Eiablage beobachten. Die Legesaison ist allerdings so gut wie vorbei. Faszinierend waren wieder die schönen Radiatas und Platynotas, die hier den Sommer in Freigehegen verbringen. Auch die Spaltenschildkröten sind draußen (unsichtbar in ihren Spalten festgeklemmt) Und die vielen gepanzerten Patienten auf dem Wege der Besserung. Abends laue Luft, Fliegende Insekten aller Art, das nun schon bekannte Sprachengewirr aus englisch, spanisch, bulgarisch und deutsch, aber die Verständigung klappt, wie immer problemlos. Wir grillen Fisch. Plötzlich riecht es komisch, und wir stellen fest, dass Dario einen Handschuh gegrillt hat. Morgen starten wir in die Rhodopen. Glücklicherweise können Iva und Dario auch mit kommen, denn sie haben jemanden zur Betreuung der Station gefunden.
Ganz herzliche Grüße an Christine und Herbert richte ich hiermit aus.

Hallo Gunda!
Oh, wie sehr ich dich im Moment beneide.
An die 30°C haben wir es hier zwar auch, aber die Luft und die Landschaft ist in Bulgarien doch etwas anderes. Und uns fehlt hier das Meer!!!!
Heuer bin ich einfach zu viel mit meiner neuen Doppelomarolle beschäftigt, im nächsten Jahr kommen wir allerdings mit Wohnmobil und bleiben gleich drei Wochen. Bulgarien und Ivos Station ist einfach zu schön. Weiß man bei den Radiatas schon das Geschlecht?

Huhu, hier bin ich mal wieder.
Wir sind jetzt schon den 4. Tag in den Ost-Rhodopen. Hier in Rabovo spricht nur eine Familie bulgarisch, und das sind unsere Gastgeber. Alle anderen sind Türken. Mehrmals am Tag und in der Nacht ertönt der Ruf des Muezzins aus dem Lautsprecher. Sehr exotisch. Die Pension liegt direkt über dem Fluss Arda. Die Landschaft ist gebirgig und sehr vielfältig. Alle paar Kilometer ein anderer Anblick. Vorherrschend sind hohe Kalkfelsen und Schotterflächen, die steppenartig bewachsen sind mit kurzen Gräsern, Flechten und dornigen Sträuchern. Durchzogen ist die Landschaft von flachen, steinigen Bächen. Überall sprudelt kristallklares trinkbares Wasser in steinerne Brunnen, die hauptsächlich für die Kühe gedacht sind. Aber auch Wälder und Grüne Weiden gibt es. Viele Ruinen von ehemals bewohnten Häusern stehen hier einfach so in der Gegend herum und zerfallen bzw. werden überwuchert. Manchmal handelt es sich auch um Fahrzeuge.
In den Ost-Rhodopen soll es das drittgrößte Schildkrötenvorkommen Bulgariens geben Wir finden auf unseren Ausflügen regelmäßig Tgi und Thb, die sich hier den Lebensraum teilen. Meist sind es adulte Tiere, heute sahen wir das erste Mal einen Tgi- Schlüpfling und ein Jungtier. Emilio und Iva haben den Schildkrötenblick, während Ivo eher auf Schlangen aus ist. Ich dagegen entdecke hauptsächlich schön gefärbte Eidechsen und seltsame Insekten. Die Vielfalt an Reptilien und Amphibien ist hier wirklich enorm.
Erstaunlich ist, wie die Schildkröten in diesem trockenen, heißen Habitat zurecht kommen. Fressen scheint keine besonders große Rolle zu spielen. Alles scheint auf Thermoregulation ausgerichtet. Einer Graeca habe ich eine Pflaume vor die Nase gelegt, die sie ignorierte. Besonders ängstlich sind die Tiere aber nicht, man kann sich ihnen mit der Kamera nähern, es dauert nicht lange, bis sie den Kopf heraus strecken. Manche marschieren in die Sträucher, andere schauen sogar neugierig. Die Graeca sind an der Schwanzregion voller Zecken, die hermanni haben keine.
Das wars von der Schildkrötenfront. Fotos folgen.
LG
Gunda

Nun sind wir zurück aus den Ost-Rhodopen und wieder auf der Schildkrötenstation. Es bleibt der Eindruck einer abwechslungsreichen Gebirgslandschaft mit einer Vielfalt an fliegenden und krabbelnden Lebewesen aller Art, wie ich es bisher nirgends gesehen habe: Schmetterlinge, Frösche, Kröten, Unken, Schlangen, Nattern, Störche, Geier, und vieles mehr.
Die Hitze ist tagsüber kaum zu ertragen. Schon im Juni fängt alles an zu vertrocknen, und man fragt sich, wieso sich die Schildkröten ausgerechnet in diesen steinigen Geröllhängen angesiedelt haben, und wovon sie sich ernähren. Allerdings fanden wir Thb und Tgi bis auf eine Ausnahme vereinzelt vor, so dass sie ein großes Areal zur Futtersuche zur Verfügung haben. Wegwarte findet man fast überall, dazu ein paar Disteln, etwas Ferkelkraut und das wars. So langsam glaube ich, dass das Thema Futter total überbewertet wird.

Den Tag hier auf der Station verbrachten wir mit der Optimierung des Tourismusprogramms, ein paar kleinere Änderungen auf der Homepage, es gibt ja immer noch keine deutsche Version. Daran arbeiten wir.
Ivo und Iva haben das neue Gästeappartment fast fertig. Es hat Sichtbare Holzbalken und Lehmwände, ein eigenes Bad und eine Kochnische. Sehr gemütlich.

Mit dem Hochladen von Fotos habe ich Probleme. Sie werden nachgeliefert.

LG
Gunda

Hier ein paar Fotos vom "Geachelonia Tortoise Center".
1. Emilio macht sich nützlich. Die altn Holzbretter werden durch eine Steinmauer ersetzt.
2. Ivos künstlich inkubierte Thb-Nachzuchten von 2003 auf ihrem Legehügel. Diese Gruppe steht unter Beobachtung, es werden allerlei Daten über die Tiere erhoben. Die letzten Eier werden abgelegt und die Paarungen beginnen.
3. Im Vergleich zu unseren NZ sind sie recht schön gewachsen, aber man sieht schon einen deutlichen Unterschied zu den Thb aus freier Wildbahn.
4. Der Iguana kommt aus schlechter Haltung. Er läuft frei auf dem Gelände herum und hat sich schon prächtig erholt.
5. Das neue Gästeappartment wird demnächst fertig.

Patienten auf dem Wege der Besserung. Die häufigsten Gründe für Panzerverletzungen sind Hundebisse, Mähunfälle und Autounfälle. Gerade gestern wurde wieder ein schönes Thb-Weibchen mit Hundebiss eingeliefert.

Wau, die Steinmauer sieht ja toll aus, viel schöner als die Holzumrandung.
Lass die Beiden ganz lieb grüßen von mir. Im kommenden Jahr komm ich mit meinen Mann mit Campingbus - das ist schon fix!

Hallo Christine, falls ihr auch in die Ost-Rhodopen wollt, rate ich euch zu einem guten GPS. Wir hatten keins. Die Wegweiser - falls überhaupt vorhanden - sehen ungefähr so aus:

Das sieht nach Abenteuer aus da brauchen wir sicherheitshalber viel Wasser im Bus, falls es länger dauert bis wir wieder in die Zivilisation finden.
Bulgariens Straßen kenn` ich ja schon, die ähneln eher einem Flussbett als einer Straße

Leider gab es auch ein sehr trauriges Ereignis. Kurz vor unserer Ankunft sind 3 Freunde von Ivo bei einem tödlichen Verkehrsunfall in Griechenland ums Leben gekommen. Alle drei waren bekannte Herpetologen und sie waren zu Feldforschungen unterwegs. Einer von ihnen war Andrei Stojanov, der sich mit Schildanomalien auseinandergesetzt hat und dessen Artikel ich für meine Arbeit verwendet habe. Ich hätte ihn gern persönlich kennen gelernt.
https://www.facebook.com/Herptaxo/posts/...2%3A%22R0%22%7D
und
http://smart.dir.bg/dnes/news/23074376/

Hallo Gunda,
da weiß man gar nicht was man sagen soll .... es ist furchtbar schlimm Freunde zu verlieren und dann gleich drei auf diese Weise. Ich wünsche den Hinterbliebenen viel Kraft und neuen Mut. Bin aber, trotz allem, ehrlich froh, dass Ivo und seine Familie wohl auf sind.

Fotos aus den Rhodopen: http://testudoland.npage.de/rhodopen-2016.html
Für die Taxonomie-Begeisterten weiter unten auf der Seite:
Besondere Merkmale der Lokalformen der dort heimischen Thb.

Und damit unsere Graeca-Freunde nicht zu kurz kommen , habe ich einige rhodopische Prachtexemlare eingestellt - extra für @graeca63 und @Mayer: