Hallo zusammen

Bin gerade eben über folgenden Beitrag gestolpert...

https://www.srf.ch/news/schweiz/invasive...ildkroeteneiern

Das Video ist auf Schweizer Deutsch, aber der Text dazu fasst eigentlich alles Zusammen :)

Was haltet ihr von der Aussage, dasss zur Schildkröten Haltung erst ein Kurs gemacht werden soll?

Gruss

In dem Beitrag steht:
"Auch die Rotwangen-Schmuckschildkröte ist kein einheimisches Tier. Die aus Nordamerika stammenden Schildkröten wurden in der Schweiz gerne als exotische Haustiere gehalten. Die Haltung ist nicht nur in der Schweiz verboten."
Aber gleichzeitig:
"Der Bund muss weitere Massnahmen erlassen. Auch der Import von Gelbbauch-Schmuckschildkröten soll verboten werden. Aufnahmestationen wie das Centre Emys hätten genügend Tiere, die sie an Interessierte weitergeben können."

Das wäre ja dann ein Widerspruch in sich, wenn die aufgefundenen Rotwangen nicht mehr gehalten werden dürfen?

Da das Haltungsverbot in der Schweiz nicht einfach so durchsetzbar ist, wurde eine neue Handhabung eingeführt. Das Verbot wurde ausgesprochen, ohne sich wirklich über die Folgen für auch alle in menschlicher Obhut gehaltenen Tiere im Klaren zu sein.
Fakt ist, dass die Vermehrung und der Handel mit all diesen invasiven Arten verboten ist.
Falls ich einem in eine Auffangstation abgegebenen Tier ein Zuhause bieten möchte, welches natürlich alle gesetzlichen Anforderungen inkl. ausbruchsicherer Umzäunung erfüllen muss, kann ich mit einer befugten Abgabestelle einen sogenannten Vertrag zur «Eigentumsübertragung und Gebrauchsleihe» abschliessen. Ich kann mir vorstellen, dass dieser Vertrag in etwa dem in der EU üblichen Abgabeverträgen von Tierheimtieren entspricht.
Was zusätzlich dazukommt ist, dass jeder Halter, der bereits schon lange eine dieser invasiven Arten betreut, die durch einen solchen Vertrag legalisieren lassen muss. Das kann auch wieder in einem dieser Zentren gemacht werden. Ich denke das entspricht auch in etwa der Meldung aller Schildkröten in der EU, wobei meines Wissen nach keine Pflicht einer Aktenführung zu jedem Tier besteht.
Unser bafu hat dazu einen Flyer erstellt, der für alle, die es interessiert hier runtergeladen werden kann:
https://www.bafu.admin.ch/bafu/de/home/t...hildkroete.html

LG Bernadette

Ich bin nicht der Meinung, dass das die "normale" Evolution ist. Für mich ist der wichtige Unterschied der Teil "Invasiv". Wenn nicht heimische Tiere oder Pflanzen unsere heimischen Arten Bedrängen und schlussendlich verdrängen, dann stimmt es in meinen Augen nicht mehr.
Wenn die eingeführten Schildkröten auf Sardinien, und da meine ich vor allem die Landschildkröten eine Nische zum Leben und Überleben finden, ist es für mich in Ordnung. Wenn ich aber eine Rotwangen- Schildkröte in unserem benachbarten Naturschutzgebiet betrachte, die zum Überleben ganze neue Generationen an Amphibien, Fischen und Wasserinsekten verspeist, finde ich das halt nicht mehr in Ordnung.
LG Bernadette

@stock
Wenn du schreibst weltweit, dann nehme ich an überall ausser in den normalen Verbreitungsgebieten. Oder sind diese Arten auch dort ein Problem? Weisst du mehr darüber?
LG Bernadette

Trachemys scripta elegans sind, außer in ihrem natürlichen Verbreitungsgebiet, quasi ÜBERALL ein Problem. Grönland, Finnland, die Arktis und die Antarktis sind glaub die einzigen Länder in denen keine Tiere bereits mehrere Jahre in Folge leben und überleben. (etablierte Populationen sind nicht ganz so verbreitet, aber auch nicht viel besser)

Auch in den USA sind sie ein Problem weil sie in Regionen ausgesetzt wurden in denen sie eigentlich nicht vorkommen. So ist die Population der reinrassigen Trachemys scripta scripta und der Trachemys scripta troostii gefährdet weil es jetzt nicht nur in der Integralzone (Übergang zwischen zwei [Unter]Arten) zu Unterarthybriden kommt sondern nahezu im gesamten Verbreitungsgebiet.
Im westen der USA verdrängen sie die weniger agressiven und scheueren Actinemys marmorata. Im Nordosten der USA sind sie neben dem Lebensraumverlust einer der Gründe für den Rückgang der kleinen splitter-Populationen (die vermutlich eigene Unterarten sind) an Emydoidea blandingii.

Und auch in Australien sind sie invasiv. In Queensland und in New South Wales gibt es etablierte Populationen. Diese werden aber raddikal bekämpft und breiten sich nicht weiter aus.
In Neuseeland gibt es auch etablierte Populationen. Wie es da aber genau aussieht weiß ich auch nicht.

Trachemys scripta elegans sind die Nummer1 der Wirbeltiere aus den USA wenn es um weltweite Verbreitung geht. Gefolgt vom Waschbär.

P.S.
Denkt dran, die Tiere können nichts dafür. Sie versuchen nur zu überleben. Es gibt also keinen Grund die Tiere zu verteufeln.

das hauptproblem bei den trachemys ist ja nicht mal, dass sie sich wie andere invasive arten, in freier wildbahn rapide vermehren (das geschicht derzeit noch höchst selten), sondern dass einfach unmengen dieser tiere in den letzen 40 jahren ausgesetzt wurden.
schon ein einzelnes tier kann in einem amphibienteich grossen schaden anrichten - wobei; wenn wir die einheimische emys orbicularis nicht so gut wie ausgerottet hätten, würden die den amphibienlaich fressen.

sachkunde, nicht nur für schildkröten, fände ich generell eine gute sache. ein eintägiger kurs dazu wäre ja schon ausreichend um die hürden höher zu setzen, aber für haltungswillige nicht zu verunmöglichen. gut finde ich aber besonders, dass immer weniger zoofachgeschäfte schildrköten verkaufen, was künftig automatisch dazu führt, dass auch weniger ausgesetzt werden.
uU haben aber bewilligunspflichten und haltungsbeschränkungen auch absurde auswirkungen - als die pelomedusen in der schweiz bewilligunspflichtig wurden, entledigten sich gewisse menschen auch dieser tiere - und die haben in unseren gefilden keinerlei überlebenschancen. derzeit gibt es auch keine rationalen begründungen warum gewisse schildkröten eine sachkunde mit haltebewilligung verlangen (alle halswenderschildkröten z.b), udn andere (chrysemis, pseudemis, asiaten) und andere nicht

hier noch ein artikel zum thema bewilligungen und aussetzungen
https://www.sigs.ch/clubdesk/fileservlet?id=1000144
https://www.sigs.ch/clubdesk/fileservlet?id=1000144

Was? Echt jetzt?
Dann muss ich jedes Tier das ich aktuell halte ja melden. Bei den Graptemys is das kein Problem. Da hab ich ein Nachweis vom Züchter. Für die anderen Arten hab ich nicht mal ein Kaufbeleg oder ähnliches.
@stock wir müssten uns dann mal wegen der Sternotherus carinatus Dame unterhalten ;-)

P.S.
Danke für die Aufklärung mit Neuseeland. Dann haben die das tatsächlich in Griff bekommen.