Liebe Forenmitglieder,
ihr habt schon lange nicht mehr von mir gehört, jetzt melde ich mich doch mal wieder, auch wenn der Anlass dazu schlimmer nicht sein könnte.

Vermutlich haben wir Herpes im Bestand.

Zunächst eine Warnung. Ich werde sehr genau beschreiben, wie der Krankheitsverlauf war, bis zum aktuellen Stand.

Natürlich machen wir uns selbst schon genug Vorwürfe, also bitte ich, von Vorwürfen über mangelnde Quarantäne, schlechte Haltung etc. Abzusehen.

Wir haben die Tiere seit über 14 Jahren (Anastasia bekam ich als ich 9 Jahre war). Unser Bestand hat sich seit mehr als 6 Jahren nicht verändert. Alle bisher gemachten Herpes Tests waren negativ. Der letzte negative Test war erst an Ostern! Wir hatten zuletzt 2015 eine kranke Schildkröte.

Dies nur als Vorspann, um zu zeigen, wie hinterhältig die Krankheit sein kann und wie wenig Anzeichen es geben kann. Wir haben außerdem keine Ahnung, woher die Krankheit kommt oder welche Tiere sie zuerst hatten.
Zurückblickend waren unsere Quarantänevorkehrungen sicher zu lasch, aber als Teenager mit wenig Wissen und Interneterfahrung ist Herpes auch nicht das Erste was man vom Züchter erfragt.

Los ging es vor ca 3 Wochen mit meinem Weibchen, Anastasia. Diese fing an zu schnupfen, Schleim am Maul, hat nichts gefressen. Wir haben sie sofort separiert, sind zum Tierarzt, dieser vermutete Mykoplasmen.
Der Test auf Mykoplasmen war positiv, also haben wir danach behandelt.
Das war schon der erste Schock für uns. Aber Makoplasmen bringen ausgewachsene gesunde, gut gehaltene Tiere normalerweise nicht um. Damit hätten wir Leben können. Wir wollten eh nicht mehr Züchten und auch unsere 10 Nachzuchten hätten wir untergebracht.

Leider hat sich Anastasias Zustand sehr schnell verschlechtert. Wir sind seit 3 Wochen 1-2x pro Woche die 100 km zum Tierarzt gefahren. Dieser hat inzwischen auch noch einmal einen Herpestest gemacht, auf das Ergebnis warten wir noch, doch inzwischen scheint die Diagnose auch so eindeutig.

Inzwischen schleimt Anastasia sehr schlimm, ein Auge ist blutig unterlaufen und geschwollen, das andere sehr eingefallen. Sie atmet sehr schwerfällig, meist durch das geöffnete Mäulchen. Der ganze Kopf ist verschleimt, die Haut wirkt wächsern und ist sehr feucht.
Gefressen hat sie seit 3 Wochen nicht, deshalb wird sie per Magensonde ernährt.

Inzwischen sind 3 weitere Tiere erkrankt. Auch diese wurden sofort abgetrennt und übergangsweise in ein Frühbeet gesetzt. Diese Tiere haben wir nur entdeckt, weil wir mach Symptomen gesucht haben. Ein Tier hat einseitig eine Augenentzündung, 2 andere Tiere haben etwas Schleim am Mäulchen.
Alle drei haben bis vorgestern noch ein wenig gefressen, inzwischen fressen sie auch nicht mehr.

Die 6 anderen Tiere in der Gruppe sind (noch) symptomfrei.

Wir sind wirklich am Ende, seit über 2 Wochen geben wir Spritzen mit Antibiotika, das scheinbar nichts hilft. Wir lassen die Tiere mindestens 2x am Tag inhalieren. Wir geben Augentropfen, Nasentropfen und baden die Tiere. Anastasia bekommt außerdem Acyclovir und Schmerzmittel, bei den Anderen kranken Tieren warten wir das Ergebnis des Tests noch ab (man hofft ja doch immer noch auf ein negatives Ergebnis und dass das Antibiotikum wirkt)


Dies ist der Aktuelle Stand.

Es ist eine furchtbare Erfahrung mit ansehen zu müssen wie Tiere, die man schon so lange pflegt verfallen und man kann nichts machen.
2 der Kranken Tiere habe ich schon mehr als mein Halbes Leben lang!
Für mich sind meine Tiere so besonders mit ihren eigenen kleinen Persönlichkeiten und Macken.
Ich wünsche diese Erfahrung wirklich niemandem.

Trotzdem ist es für mich wichtig, die Erfahrungen die ich jetzt mache, zu teilen.
Herpes passiert nicht nur Haltern, die Tiere von zwielichtigen Züchtern kaufen, Tiere schlecht halten oder ständig Bestandsveränderungen haben.

Für mich scheint es immer so als würden Halter mit Herpes- Tieren oder Herpes- Ausbrüchen stigmatisiert. Lieber schweigt man darüber was einem passiert um nicht von irgendwem (vor allem besserwisserischen Facebook- Mitgliedern) verurteilt zu werden.
Deshalb habe ich mich entschieden meine Geschichte in diesem Forum zu erzählen.
Hier habe ich die Hoffnung auf einen objektiven Austausch und vielleicht kann dieser Beitrag auch zukünftigen Haltern mit Herpes- Ausbrüchen Helfen.

Ich werde, falls gewünscht und soweit es mit möglich ist, weiterhin Updates schreiben.
Falls noch Fragen offen sind bemühe ich mich natürlich, diese zeitnah zu beantworten.

traurige Grüße
Anna

Ach, Anna, sehr traurig! Danke für Deinen Bericht.

Horsfieldiis tragen halt häufiger das Virus unentdeckt in sich als wir denken. Da werden auch mehrere Blutuntersuchungen nicht positiv, weil das Virus sich zurückzieht, wenn die Tiere stressfrei leben. Da kann man nichts machen.

Ich drücke Dir die Daumen, dass die Tiere den Ausbruch überstehen.

Das tut mir sehr leid, sowohl für die Tiere, als auch für dich! Ich umarme dich und würde mich über Updates freuen, ich halte dir die Daumen, dass es möglichst viele Tiere schaffen 😘

Liebe Anna, das tut mir unendlich leid für euch und eure Tiere. Es muß furchtbar sein, die Tiere so leiden zu sehen und wenig dagegen tun zu können.
Vielen Dank dafür, dass du diese schlimme Geschichte mit uns teilst. Schuldzuweisungen bekommen oft sogar Menschen mit Erkrankungen zu hören, das scheint für manche Zeitgenossen einfacher zu sein als ein wenig Empathie und Mitgefühl aufzubringen.
Viel Kraft für die kommende Zeit!

Ach, wie schrecklich, Anna ! Das tut mir so leid für dich und deine Tiere !
Ich mag es mir gar nicht vorstellen !! Ich habe vor 2 Jahren eine neue in den Bestand bekommen und sehe jetzt, dass alle Vorsichtsmaßnahmen nichts nutzen.

Ich drücke euch alle Daumen - es wäre schön, wenn du uns weiter informierst. Vor allem auch über die Medikamente und Maßnahmen, die ihr durchführt. Wer weiß, wen es noch alles trifft....

Liebe Grüße
Gundi

Also wegen Mykoplasmen war meiner 2 Wochen stationär beim Tierarzt. Geht das bei Euch nicht? Kein Vorwurf, nur ne Frage oder Tipp.

Hallo Miteinander!

Vielen Dank für die Lieben Worte, ihr wisst gar nicht wie sehr einem das hilft in so einer Situation...

Hier eine Kurze Aufstellung an Medikamenten/ Maßnahmen die wir derzeit versuchen:

- Antibiotikum Doxycyclin für alle kranken Schildkröten
- Acyclovir (gegen Viren) für das eine sehr kranke Tier, sobald wir das Testergebnis haben dann für alle kranken Tiere
- Metacam als Schmerzmittel und Entzündungshemmer zum Eingeben, derzeit auch nur für das sehr kranke Tier
- Floxal Augentropfen (die scheinen nichts zu bringen) als Augen- und Nasentropfen
- Heel Echinacea SN, ein pflanzliches Mittel zur Immunstärkung, das hat und Amine Fehr uns bei einem sehr lieben Telefonat empfohlen. Das Mittel wird auch für die gesunden Schildkröten genutzt
- Lega Phyton gemeinsam mit dem Antibiotikum zur Leberstärkung
- Bäder in warmen Wasser
- Täglich mindestens 1x inhalieren mit Desinfektionslösrung (leider habe ich keine genauere Bezeichnung dafür)

Leider hat inzwischen schon ein 2. Tier (meine Veronika, eins meiner Lieblingstiere...) angefangen schwer zu atmen, mit herausgestrecktem Kopf und geöffnetem Mäulchen. alle drei "weniger kranken Tiere" verstecken sich im Gehege, meiden die Sonne (das kann lt. TA vom Doxycyclin kommen) und sind allgemein sehr schlapp.

Mir ist noch eingefallen, dass ich vor etwa 5 Wochen ein Tier mit schleim am Maul bemerkt habe, dort dachte ich noch sie hätte eine Schnecke gefressen. Auch dieses Tier war, jetzt da ich daran zurückdenke, ein paar Tage wenig aktiv, frisst aber inzwischen wieder und ist fit. ich vermute, dass dieses Tier Patient 0 war, bei dem sich alle anderen angesteckt haben.

@Günni ich glaube nicht, dass mein Tierarzt die Kapazitäten hätte, ein Herpes/ Mykplasmen- Tier ausreichend zu separieren... aber das wäre natürlich eine Option... ich werde mich dahingehend auf jeden fall noch erkundigen. vor allem für Anastasia wäre das vielleicht gut.

@stock ich greife derzeit wirklich nach jedem Strohhalm und würde mich freuen wenn du mir die Kontaktdaten (per PM) zukommen lassen könntest.

Vielen Dank für eure Unterstützung!

Hallo Semicookie,

Ich kann gar nicht in Worte fassen wie unendlich Leid mir das tut! Ich drücke Dir und den Kröten alle Daumen das ihr mit einem blauen Auge davon kommt.

Kleiner Tipp - aber sicher erzähle ich Dir nichts neues. Es gibt sog. Kaltvernebler (Mamas und Papas unter uns kennen ihn sicher unter "Pari boy") damit klappt das Inhalieren ganz gut und ist nicht so umständlich. Gibt es für recht erschwingliches Geld im Sanitätshaus (manche verleihen sowas auch), Apotheke und als Angebot sogar im Discounter. Ich habe das in allen menschlichen und tierischen Lebenslagen in der Benutzung.

Alles Liebe sendet Roxy

Liebe Roxy
Genau das wollte ich noch hinzufügen. Wir haben ebenfalls den "pari Boy" ausgeliehen.
Die Tiere setzen wir zum inhalieren einfach in eine Kiste mit einem Loch, dadurch leiten wir dann den Dampf.
Ich denke schon, dass es den Tieren gut tut. Allgemein glaube ich dass eine feuchte Umgebung gut sein kann.

Inzwischen haben wir auch das offizielle Testergebnis. Es ist tatsächlich positiv.
Jetzt Behandeln wir auch alle anderen Tiere mit Symptomen mit Aceclovir.

Liebe Anna,

das tut mir auch so leid! Ich hoffe, dass es die meisten Deiner Lieblinge schaffen und drücke dir die Daumen. Du machst das ganz toll! Großen Respekt für all die Mühe und Kosten, die du auf dich nimmst. Das würde nicht jeder tun.

Drück dich ganz lieb
Sabine

Das ist ja echt schrecklich! Hoffentlich schaffen es viele. Mein Beileid.
Viele Grüße

Ach Mensch Anna,

Das ist wirklich schlimm zu lesen und man findet garnicht die richtigen Worte.

Da kann man sehen das unser wirklich sehr tolles Hobby auch Seiten hat auf die man nicht viel Einfluss hat.

Ich drücke deinen Tieren alle Daumen der Welt. Ich lese auch gerne weiter mit.

Mich würde die Frage nach dem warum auch wurmen. Hat sich denn bei dir irgendetwas verändert? Am Gehege oder so? Oder ist dieser komisch Jahresverlauf der Auslöser?

Ich hoffe deine Tiere kommen wieder auf die Beine. Ich denke fest an euch.

Liebe Grüße

Diana