Eine erwachsene Graeca IBERA wachzuhalten ist - ich sage es drastisch: EIN WAHNSINN.

Ich habe ja nach einer Operation Ida (etwa 20 Jahre, 4 kg) den Winter über mit diversen Lampen in einer Wanne wachgehalten. Sie hat mir die Arbeit leicht gemacht, war stubenrein, leicht zu händeln, einfach ein SUPER-Mädi. Also in der Haltung lag nicht der Wahnsinn.

Der Wahnsinn lag darin, dass sie mit ihrer Hormonproduktion völlig durcheinander war: Am 23. Dezember erste Probegrabungen und dann darauf folgend die Legenot, die einen Monat gedauert hat. Fast einen Monat hat sie nix gefressen und getrunken. Oxytocin hat nichts Wesentliches gebracht außer ein paar zerquetschte Eier. Irgendwann dann im Januar (is alles hier im Forum nachzulesen Ida: Jetzt habe ich den Scherben auf! ) hat sie dann endlich gelegt - leider nicht alle Eier.

Auch der Rhythmus zwischen den Gelegen war heuer völlig durcheinander: das letzte Gelege war Ende Juli. Sie war sonst nie so spät dran.

Gut, es hat ihr das Leben gerettet. Aber eine Graeca Ibera aus Jux und Tollerei wach zu halten, ist WAHNSINN.

Liebe Grüße!

Herbert

Was passieren würde, wenn die Klima-Erwärmung weitergeht? fragt Christine. Daran allein würden die Schildkröten nicht aussterben.

Erstens ist bei einer Erderwärmung ja sicher noch ein jahreszeitlicher Rhythmus vorhanden. Und den würden die Schildkröten ausnützen: Sie würden einfach träge werden, und auch bei Plus-Temperaturen ein geeignetes Plätzchen finden, an dem sie eine Zeit lang verweilen und "ruhen". Die Temperatur ist ja nicht der einzige Faktor für die Winterstarre.

Das heißt, der Jahresrhythmus ist in ihnen drinnen, sie würden die Ruhephase verkürzen, aber sie würden ruhen.

Und nach und nach würden sie sich anpassen.

Also mit der Temperatur kämen sie zurecht. Wie es aber mit den anderen Klima-Faktoren wäre (z.B. absolute Trockenheit), weiß ich nicht.

Die Schildkröten haben schon einige Klima-Veränderungen erlebt, sie würden überleben, wenn der Mensch nicht die Umwelt kaputt machte.

LG Herbert

Alle meine Erfahrungen mit den Graecas Iberas laufen bezüglich Winterruhe darauf hinaus, dass dieser Vorgang so tief in ihnen einprogrammiert ist, dass er einfach abläuft. Sich dagegen anzustemmen, ist gefährlich und bedeutet Stress für die Tiere - auf für die ganz kleinen.

An einer Winterruhe der europäischen Landschildkröten (vom ersten Jahr an) führt kein Weg vorbei.

LG. Herbert

Hallo,

auch ich glaube, dass die Temperatur eher zweitrangig ist. Die Jahreszeit, bzw. die Tageslänge und damit das Licht, spielt die entscheidende Rolle.
Die letzten zwei Wochen hatte es fast täglich 30°. Trotzdem bin ich mir sicher, dass alle Sk bereits ihren Starreplatz gefunden und gesucht haben.
Die Temperatur war nicht wichtig. Sie befinden sich alle in der Vorbereitung zur Winterstarre.
Für mich ist es unvorstellbar, was man alles in die Wege leiten müsste, um sie von der Starre abzuhalten.

Sollten die Winter tatsächlich wärmer werden, müsste man halt dauerhaft Wasser und Futter anbieten.
Letzten Herbst und Winter war es mit der Kühlschranküberwinterung wirklich stressig. Jetzt ist mein einziger Stress, sie vor Frost zu schützen.
Alles andere machen und entscheiden sie, da bin ich mir sicher, völlig alleine.

LG
Petra

Hallo,

ich könnte mir auch vorstellen, dass die Tiere bei fehlender Starre einfach die entsprechende Zeit kürzer leben. Da es sich ja nicht um einen Winterschlaf, sondern um eine Kältestarre handelt, denke ich, dass mit den deutlich reduzierten Stoffwechselvorgängen auch die Zellteilung sehr stark reduziert abläuft und damit die möglichen Zellteilungen "angespart" werden.

http://www.praxisvita.de/wieso-wir-nicht...-werden-koennen

Ich denke auch, dass sich bei weiterer Erderwärmung die Tiere anpassen werden. Möglich wäre aber auch, dass sie ihren Lebensraum einfach in nördlichere Gegenden verlagern.

Übrigens finde ich die Themen, die hier angesprochen und offen diskutiert werden, hochinteressant und ich bin auch der Meinung, dass es absolut richtig ist, Dinge, die wir jahrelang als gegeben und richtig ansehen, einmal zu hinterfragen.

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Aber was genau geschieht in ihren Körper und warum ist das offensichtlich nicht bei jeder Art gleich. Wo genau unterscheiden sich die Nordafrikaner von den Europäern? Ist das eine organische Sache?[/quote]

Liebe Christine, wir Laien wissen es nicht. Die Forscher sagen ja, das auch das Tageslicht eine wichtige Rolle spielt. Vielleicht ist es ein Bündel von Faktoren, Tageslicht, Sonnenstand, Wärme, Nachttemperaturen... Und sicher vieles mehr, auch vom Herkunftsgebiet abhängig. Und das Leben in bestimmten Gebieten durch 100.000-e von Jahren hat das in die Kröten einprogrammiert. Also haben die Kleinmanni ein anderes Programm als die Hermanni.

Aber wenn ein Tag so relativ schön ist wie heute, und es wäre Ende März oder Anfang April (wenn ich richtig rechne, entspricht das etwa unserem jetzigen Sonnenstand), dann wäre im Gehege die Hölle los. Aber da es September ist, kommen einige müde Krötchen aus ihren Unterschlüpfen und weiden ein bisschen. Es ist auch die RICHTUNG der JAHRESZEITLICHEN ENTWICKLUNG wichtig, nicht der Zustand an einem Tag.

Liebe Grüße!

Herbert

Ich würde nicht sagen, dass sie sich unterscheiden, sondern sie werden anders und zu jeweils anderer Zeit gesteuert.

Aber die Schildkröten, die im Mittelmeergebiet die Eiszeit überlebt und daher viele Klimaschwankungen erlebt haben, besitzen - davon bin ich fest überzeugt - ein sehr weites genetisches Programm. Das erlaubt ihnen, auch mit unserem Klima zurecht zu kommen, wenn man ihnen entsprechend hilft.

LG Herbert

Hallo zusammen,

eine sehr spannende Fragestellung.

Ich glaube inzwischen, dass Schildkröten, die eine Pause machen - egal ob im Sommer oder im Winter - eine Art innere Uhr befolgen. Abläufe in der richtigen Reihenfolge und dann kommt die Ruhephase - die vielleicht auch notwendig ist, um Kraft zu tanken für die nächste Saison?

Als Steppenschildkrötenhalter merkt man das vielleicht noch etwas deutlicher. Meine Tiere überwintern selbständig unter dem Frühbeet. Mein Männchen ist jedes Jahr, komme was wolle, Mitte/Ende Februar wach. Es kann frieren zu der Zeit - darauf nimmt er keine Rücksicht. Dafür ist er auch Ende August/Anfang September verschwunden. Wir hatten hier in den letzten Wochen nochmal richtig Hochsommer, es interessiert ihn nicht. Ich habe ihn zuletzt im August gesehen. Es macht allerdings auch Sinn. Da, wo er herkommt, würde er den Winter nicht überleben, wenn er erst mit dem beginnenden Frost auf "Winter" wechseln würde, die jahreszeitlichen Wechsel sind zu abrupt.

Ähnlich ist es vielleicht mit anderen Arten auch - nicht weil die Jahreszeit wechselt, ändert sich das Verhalten sondern das Verhalten ändert sich (Ruhephase) ohne Rücksicht auf konkrete Bedingungen, weil das Wetter lebensfeindlich werden könnte und kurzfristige Anpassung für unsere Schildkröten nicht möglich ist.

Über längere Zeit veränderte Klimabedingungen würden sicherlich zur Anpassung führen - so ist das seit Millionen von Jahren gewesen.

Ausbleibende Winterruhen für unsere aktuellen Tiere machen mir allerdings aus einer ganz anderen Perspektive Sorgen: längere Aktivität bedeutet auch, dass sie während dieser Zeit fressen müssen. Das würde zwangsläufig das Wachstum beschleunigen. Darüber hinaus müssten Nieren und Leber mit größeren Mengen klar kommen, als sie "gewohnt" sind bzw. als das, wofür sie ausgelegt sind. Ich glaube also, dass die Organe damit nicht gut zurecht kommen und die Lebenszeit (als tatsächliche Lebenszeit, nicht die philosophische Frage, ob Winterruhe überhaupt Leben ist) sich deswegen verkürzt.

Viele Grüße
Janina