Hallo liebe Schildkrötenfreunde - und Freundinnen,
ich bin 56 Jahre alt und lebe seit 53 Jahren in Begleitung eines griechischen Weibchens. Im Laufe der Jahre hat man mir noch ein weiteres Weibchen (aus schlechter Haltung) und zwei Männchen übergeben ( Fundtiere). Seit ca. 30 Jahren leben sie nun bei mir im Garten, vorher bei meinen Eltern. Mein Mann und ich sind gesund und können uns noch gut um Haus, Garten, Schildkröten und Hund kümmern. Aber trotzdem mache ich mir schon Gedanken darüber, was mit den Schildkröten passiert, wenn wir dazu nicht mehr in der Lage sind. Es gibt keine Verwandten, die die Tiere übernehmen können. Vielleicht findet sich jemand Fremdes, der sie weiter pflegen möchte und auch naturnahe Gehege hat wie wir. Aber ich denke, dass die Chance darauf relativ gering ist. Wenn man sich mal ansieht, wie viele adulte Tiere in Auffangstationen leben und wieviele Jungschildkröten es auf dem Markt gibt, muss man einfach besorgt sein. Ich möchte hiermit zum Nachdenken anregen und dazu motivieren sich an eine der Auffangstationen zu wenden, wenn man eine Schildkröte halten möchte, anstatt sich Babyschildkröten zuzulegen, die man nicht überleben kann. Auf dem YouTube Kanal der Reptilien-Auffangstation München erklärt der Leiter die Situation der Schildkröten (falls jemand Interesse hat). Wenn man das Thema betrachtet fände ich es wünschenswert, wenn weniger gezüchtet wird und diese Tiere teurer würden. Ich kenne leider einige Leute, die sich spontan Schildkröten abgeschafft haben, ohne Vorkenntnisse, ohne mal eine Nacht drüber zu schlafen und ohne Garten.
Wie denkt ihr darüber?

Hallo Esther,

Ich kann deine Überlegungen nachvollziehen. Selbst habe ich nur Tiere, die dringend ein Zuhause brauchten: Hauskaninchen, die ausgesetzt wurden und die wir eingefangen haben, eins was nach dem Tod der anderen übrig blieb und daher weg sollte... Einen Hund, der mir schon als Welpe angeboten wurde, aber erst zu uns kam, nachdem die neuen Besitzer und sogar die nächsten danach nach knapp 2 Jahren kein Interesse mehr hatten... naja und die Schildkröten meiner Großtante, die sie ein Jahr vor meiner Geburt gekauft hatte.

Andererseits kann ich aber auch verstehen, wenn man junge Tiere haben möchte und sie selbst aufzieht. Wenn man sie zu gesunden großen Tieren mit besten Voraussetzungen für ein langes und gesundes Leben heranwachsen sieht und sich später daran erinnert, wie klein und süß sie mal waren.

Ältere Tiere haben leider auch Nachteile:
Meine Kaninchen mögen nicht abgefasst werden, sind sehr scheu.
Meine Hündin hat Ängste, wieder abgegeben zu werden und ist deswegen gestresst, wenn wir sie irgendwo hin mitnehmen.
Die Schildkröten sind auch nicht makellos: Charly fehlt ein Bein und Morla hat einen Überbiss. Der Schnabel muss wohl 2 Mal im Jahr gekürzt werden. Im Frühjahr war ich mit ihr beim Tierarzt und hatte gehofft, dass der Schnabel nach der Umstellung auf Wildkräuter sich selbst kürzen würde. Aber inzwischen sehe ich, dass sich der Papageienschnabel wieder langsam bildet.

Ich persönlich würde mich immer wieder für diese Tiere entscheiden aber kann wie gesagt auch nachvollziehen, wenn man sich junge und gesunde Tiere anschaffen möchte.

Da fällt mir gerade noch für dich persönlich ein: Es müssen nicht immer Verwandte sein, die deine Tiere übernehmen könnten. Hier im Forum haben sich sogar schon Freundschaften entwickelt und es wurden schon innerhalb dieser Freundschaften Tiere weiter gegeben oder Zusagen zur Übernahme gemacht. Das finde ich total schön, denn so hat man ein beruhigendes Gefühl, wenn man weiß, wo die Tiere hin kommen und vielleicht sogar selbst noch nachfragen kann, wie es den Tieren geht und Bilder bekommt oder sie besuchen kann.

So hätte ich es mir auch gewünscht, was meine Großtante betrifft. Leider ist sie letzten Oktober so plötzlich verstorben und hatte die Tiere bis zuletzt bei sich, dass ich ihr nicht mehr zeigen konnte, wie viel Mühe ich mir für ihre Lieblinge gemacht habe und dass es ihnen hier bei mir sehr gut geht.
Da ich etwas jünger als die Schildkröten bin und selbst eine Familie habe, stehen die Chancen auch gut, dass sie ihr Leben lang hier bleiben können.

@Ben Blau
Da gebe ich dir absolut Recht! Die Bürokratie finde ich auch heftig! Bei Schildkröten ohne Papiere hat man regelrecht Angst, dass sie einem weg genommen werden. Meine Steppies hatten auch keine Papiere. Ich habe mit alten Fotos und der Sterbeurkunde meiner Großtante nachgewiesen, woher die Tiere kommen.
Letztendlich gehören sie nun dem Hamburger Tierschutzverein und auch nur dorthin dürfte ich sie weiter geben. Sie wurden mir mit Auflagen überlassen und jederzeit könnte jemand vom Tierschutzverein kommen und sich die Haltungsbedingungen anschauen. Natürlich sind die Haltungsbedingungen mehr als erfüllt aber dennoch ist es kein schönes Gefühl und theoretisch könnte ich sie nichtmal meinen Kindern weiter vererben. Wie das dann letztendlich gehandhabt werden würde, weiß ich eben nicht. Ein Zuchtverbot habe ich sowieso. Aber was würde passieren wenn eines Tages eine Naturbrut auftaucht?! Für mich wäre eine Naturbrut schon nicht gewünscht aber noch schlimmer wäre die Angst vor den Konsequenzen.
Für mich ist es nachvollziehbar, wenn ein Halter sich dann aufgrund dieser Bürokratie eher für ein Tier mit Papieren entscheidet als eins mit Überlassungsvertrag aus dem Tierschutz. Es gibt ja keine einheitlichen bundesweiten Regelungen und man kann sich im Vorfeld nicht erkundigen was passieren würde.

Vielen Dank für Eure Gedanken.
Ich kann auch verstehen, dass jemand Tiere von Kleinauf aufziehen möchte. Mein Herz schlägt aber für die Übriggebliebenen. Wir haben seit 30 Jahren Tierschutzhunde, die alle ihre Baustellen hatten und haben. Aber Schildkröten sind ja auch mehr Beobachtungstiere. Ich kann sie evtl auf viele verschiedene Futterpflanzen prägen, was der Gesunderhaltung dient. Aber ich denke die Zahl der Nachzuchten ist viel zu hoch und die Tiere sind zu günstig. Im hiesigen Tierhandel werden die Babys im Laden für 150 € angeboten. Auch im Winter. Am Terrarium stand kürzlich, dass sie Salat fressen und in einem Napf lagen bunte Pellets und Spinat. Und das wird kein Einzelfall sein. Und eine Entnahme aus der Natur kommt hoffentlich nicht mehr im großen Stil vor. Dass es Nachzuchten gibt, trägt sicherlich zur Minimierung von illegalen Wildfängen bei. Und die gesetzlichen Hürden für die Weitergabe sind wirklich kontraproduktiv. Es gibt bei uns in der Gegend eine Wildtierhilfe, die auch Exoten aufnimmt. Bei einem Tag der offenen Tür konnte ich mir das Schildkrötengehege ansehen. Mal davon abgesehen, dass es für die vielen Tiere zu klein und unstrukturiert war, waren Männchen und Weibchen zusammen und es lagen Wassermelonen herum. Die Mitarbeiter erklärten, dass die Tiere gerne rote Sachen essen. Aus Artenschutzgründen dürfen die Tiere von dort nicht weiter vermittelt werden, was für die Schildkröten katastrophal ist. Ich frage mich, warum das in anderen Bundesländern geht. Auf keinen Fall möchte ich, dass meine Tiere irgendwann dort landen. Da kommt mir der Hinweis auf Freundschaften in diesem Forum sehr entgegen 😉.

liebe Sabine, dieses Thema bzw. diese Themen diskutieren wir hier seit Jahren immer wieder....
Wir können immer nur versuchen aufzuklären !
Und was das illegale absammeln und exportieren von -Wildfängen angeht,
so hat sich das lediglich auf andere Gebiete / Länder dieser Erde verlagert....
Dort, wo es sie halt noch gibt !