Die Schildkröten haben den Wetterbericht gehört. Morgen könnte es endlich nochmal regnen. Beste Gelegenheit fürs zweite Gelege.

Maxi, die keine Eier legt, aber wunderschöne Legegruben herstellt und wieder verschließt, war die erste Graberin.

Wildschlupf, mein größtes, aber nicht ältestes Weibchen, verdrängte sie von der fast verschlossenen Eigrube, indem sie seitlich unter sie kroch.

Auf dem zweiten Eiablagehügel grub Micki, über 40 Jahre alt und damit mein ältestes Weibchen.

Ich ging immer mal wieder gucken. Maxi hatte inzwischen aufgehört mit Zuscharrbewegungen, wo gar keine Grube war. Wildschlupf hatte gelegt, ich habe die Eier ausgegraben. Somit war wieder ein Hügel frei für ein weiteres legebereites Weibchen.

Micki hatte, warum auch immer, ihre fast fertige Grube verlassen, als ich wieder gucken kam.

Nach einigen Minuten grub sie neben der ersten Grube eine zweite. Es war sehr heiß. Wie immer dauerte es eine Weile, bis das erste Ei erschien. Nein, es war keine Weile, es war über 30 Minuten. Sie presste und presste und seufzte. Ich stellte einen aufgespannten Regenschirm auf, sodass sie nicht in der prallen Sonne war. Das Schwänzchen ging hin und her. Das Ei wollte und wollte nicht kommen.

Und damit beginnt mein heutiges Eier-Lege-Erlebnis.

Ich hatte inzwischen das Mittagessen auf dem Herd. Beim letzten Gucken vor dem Essen war noch immer kein Ei da und das arme Tier presste und presste. Ich besprühte den Schirm von unten und die Luft über Micki mit einem Blumensprüher, also mit Wassernebel, um es Micki angenehmer zu machen.

Nach dem Essen lagen drei Eier in der Grube. Welche Erleichterung! Ich bin es gewohnt, dass, wenn das erste Ei erstmal da ist, die anderen zügig kommen. Aber jetzt sah ich Micki wieder bzw. immer noch pressen. Auch das vierte Ei machte also Probleme.

Ich räumte den Tisch ab und ging nach einer viertel Stunde etwa wieder gucken. Zu meiner freudigen Überraschung war Micki dabei, zuzuscharren. Hinter ihr lag etwas mehr als die Hälfte einer Eierschale, ohne Inhalt. Ach, da ist wohl das vierte Ei kaputt gegangen? Hoffentlich gibt es keine Probleme dadurch, hoffentlich ist alles raus gekommen. Ob Micki wohl das zerbrochene Ei absichtlich nach oben befördert hat?

Nach dem Spülen ging ich wieder gucken. Die Grube war nicht so schön verschlossen, wie ich das gewohnt bin. Neugierig öffnete ich die Grube. Wie mag das vierte Ei aussehen? Ob ich wohl ein Ei als das erste erkennen kann? Vielleicht mit zu rauer Schale? Vielleicht besonders groß? Schnell fand ich ein Ei, da es relativ weit oben lag. (Über die Tiefe der Gelege bzw. über weit oben liegende Eier hatten wir gestern noch hier im Forum gesprochen.)

Ich fand tatsächlich aber nur das eine Ei und auch keine weiteren Reste vom kaputten Ei. Ich wusste doch genau, wo die Grube war! Ich holte ein Schüppchen. Aber auch beim Graben im Umfeld fand ich nichts mehr. Ich sah auch keine Gänge von Wühlmäusen und sonstigem Räuber-Getier, wie früher öfter.

Da fiel mir ein, dass ich doch gestern die große (ca. 80 cm lange) Ringelnatter ca. 2 m neben dem Eierhügel gesehen hatte. Ich bilde mir ein, es ist die gleiche, die 2017/2018 Hannelores Tagebuch (6) auch hier gesehen wurde.

Nun meine Frage an Euch:
Was meint Ihr, könnte es sein, dass die Schlange während des Legevorgangs zwei (oder mehr) Eier geklaut bzw. gefressen hat, und von einem Ei ein Stück Schale liegen gelassen hat?

Mich beunruhigt natürlich jetzt, dass ich nicht weiß, ob Micki ein viertes Ei schließlich gelegt hat und wie das erste Ei aussah.

Gleich ist es nicht mehr so heiß. Ich werde Micki mal baden und die Kloake begutachten...

P.S.
Die Eier der Erstgelege 2023 sind nicht befruchtet. Auch 2020 und 2021 waren sie nicht befruchtet. 2022 habe ich sie nicht kontrolliert. Meine Weibchen werden im 5. Jahr ohne Männchen gehalten.

Das heißt, seit 2018 leben deine Weibchen ohne Männchen?

Wie war die Befruchtungsrate 2019 und 2020?

2019 habe ich nicht kontrolliert.
2020 und 2021 haben die Eier länger als drei Wochen im warmen bis heißen Schuppen (durchsichtiges Welldach) gelegen. Sie waren alle nicht befruchtet.