Ich habe lange überlegt, ob ich über die Graeca Ibera schreiben soll. Ich habe hauptsächlich Graecas - und bin von dieser Art begeistert, in mehrerer Hinsicht. Und da sie in unseren Kreisen eher ein stiefmütterliches Dasein führen, möcht ich doch einiges - in mehreren Abschnitten schildern.

Lateinisch heißen sie testudo graeca ibera (Mehrzahl: testudines Graecae Iberae), d.h. griechische Landschildkröte von Ibera. Ibera hat nix mit Spanien zu tun, sondern das bezieht sich auf irgend ein Tal in Asien. Eine sehr irreführende und unglückliche Namensgebung! Die Art der Graecas ist eine große Familie mit vielen Unterarten (z.B. in Afrika), aber nur die Graeca Ibera ist bei uns gut zu halten - die anderen brauchen ein wärmeres Klima.

Wenn ich hier also von Graecas schreibe, ist nur die Graeca Ibera gemeint. Vorkommen hauptsächlich Bulgarien, Makedonien, Griechenland, Türkei. Sie leben im Küstenbereich, aber auch im Landesinnern bis in höhere Lagen und sind daher ziemlich robust.

Ich bin durch Zufall auf sie gestoßen, zuerst habe ich eine Schildkröte gefunden und dann wurde mir eine geschenkt - und beide waren Graecas. Wenn ich sagen sollte, was mich am meisten beeindruckt, dann ist das ihre Gesundheit. Bis auf eine Ausnahme (Schichteibildung) hatte ich keine Probleme, alle sind gesund und vital. Sie wachsen kräftig und bei richtiger Haltung hält sich auch die Höckerbildung in mäßigen natürlichen Grenzen. Sie sind ausnehmend schöne Tiere von hell bis dunkel (vor allem die in Bulgarien sind dünkler) und wunderbar gezeichnet. Mir hüpft immer das Herz vor Freude, wenn ich sie in unserem Garten spazieren sehe.

Aufgrund ihrer Aufgewecktheit bin ich dafür, dass man sie in größeren Gehegen hält - oder wie ich zeitweise - frei im Garten, weil man so die Aktionen dieser alles andere als langweiligen Tieren beobachten kann.

Ich werde noch mehr von ihnen berichten - und bitte auch andere, die Graecas haben, über ihre Erfahrungen zu schreiben.

LG Herbert

PS. Pic von Christine, ich hoffe sie hat nix dagegen. Aufnahme von unserer Bulgarien-Reise.

Ich habe gerade gelesen, dass ich sie robust nannte. Es stimmt. Aber meistens zögere ich sie so zu nennen, weil dann der Eindruck entstehen könnte, man müsse sich nicht um sie kümmern. Das möchte ich auf alle Fälle vermeiden. Vielleicht sollte ich es anders formulieren: Sie danken es einem durch vitale Lebensfreude, wenn man sie richtig behandelt.

Ich halte ebenfalls nur Tgi. Von Anfang an hat mich diese Art begeistert. Vielleicht auch gerade deswegen weil sie scheinbar nicht so oft wie die Griechen vertreten sind....

Wie erkennt man die Testudo Graeca Ibera?

In Bulgarien in freier Wildbahn habe ich sie meist auch am Rückenpanzer erkannt (dort kommen sympatrisch auch noch Boettgeri vor), ohne dass ich jetzt wüsste, woran. Ein sicheres Merkmal ist der fehlende Hornnagel am Schwanz, den die Boettgeri haben.

Zweites Merkmal: Der Hornkegel an den beiden Oberschenkeln der Hinterbeine, symmetrisch links und rechts im gleichen Abstand vom Schwanz. Allerdings haben auch Boettgeri fallweise diese Hornkegel und die Marginata haben an dieser Stelle kräftige Schuppen, die man auch als Hornkegel interpretieren könnte.

Bermerkenswert ist auch die Größe mancher Exemplare. Ivo von Geachelonia in Bulgarien erzählt, dass die Bauern früher die Panzer als Sautröge verwendet haben. Heute ist es nicht selten, dass eine Graeca so fünf Kilogramm auf die Waage bringt. Warum es heute diese extrem großen Exemplare nicht mehr gibt, hat - wie Ivo meint - damit zu tun, dass einerseits die Tiere in aride Gebiete abgedrängt wurden, weil das fruchtbare Land von den Bauern in Beschlag genommen wurde. Und auch damit, dass die Tiere gegessen wurden und man immer die größten Exemplare verwendet hat, wodurch es zu einer Auslese auf Kleinheit hin kam.

Charakteristisch sind relativ große Schuppen an den Beinen - am Foto oben zu erkennen.

LG Herbert

Liebe Christine, danke wieder für das Foto.

Hornkegel bei meiner Hercigovinensis (Unterart der Boettgeri), ungefähr 50 Jahre alt, männlich.

Man sieht hier aber, dass sich mehrere kegelartige Schuppen anhäufen, was auch bei Marginatas oft der Fall ist.

Ich hab ein altes Foto nicht geklärten Ursprungs von einer sehr großen Testudo Graeca, wie es sie heute nicht mehr gibt.

Ihr könnt es auf meiner Facebook-Seite sehen. Ich lasse es dort einige Tage stehen und lösche es dann.

https://www.facebook.com/profile.php?id=100016558338148

Ich besitze auch noch Boettgeri / Herci. Wenn ich mir überlege, worin der Unterschied zu den Graecas in der Haltung ist, komme ich in Verlegenheit. Denn ich halte beide gleich. Und beide kommen gleich gut mit meiner Haltung zurecht.

Kleine Unterschiede: Die Boettgeri gehen um eine Spur später in die Hibernation, und eine Herci-Dame ist auch mit um drei Wochen länger abgetaucht..

Und die Boettergis fressen Schnecken, meine Graecas nie und nimmer.

Der Liebesrausch bei den männlichen Graecas ist um einiges aggressiver und ausdauernder. Der Akt selber ist sehr brutal. Meine Boettgeri-Männer sind etwas sanfter. Herkules, der Gräker, denkt beim Aufwachen nur an das eine. Und wenn man ihn ließe, würde er einige Stunden direkt nach der Hibernation schon das ganze Weinviertel begatten. Er frisst ganz hastig etwas und rennt dann wie aufgezogen durch den ganzen Garten. Er nimmt dann nicht zu, sondern eher noch ab. Erst Anfang Mai wird er ruhig und legt dann etwas an Gewicht zu. Im August geht das Theater wieder los und dauert dann bis zur Hibernation.

Daher hat mein Graeca-Mann ein eigenes Gehege. Aber keine Angst: Er darf. Im großen Garten. Da ist alles etwas entspannter: Er hat dann so an die vier Damen, findet eine, liebt sie - was so eine schwache Stunde dauert, ruht dann aus, döst im Halbschatten und raucht zufrieden eine Zigarette . Und wenn ihm dann eine wieder über den Weg läuft, geht das ganze von neuem los.

LG Herbert

Verhalten beim Einwintern:

Sowohl Boettgeri als auch Graecas beginnen großteils ab Ende August das warme Frühbeet zu meiden, vor allem in der Nacht. Und wenn man meint, es ist draußen zu kühl und sie ins Frühbeet oder Glashaus setzt, maschieren sie wieder ab ins Freie und verstecken sich dort. (Im eklatanten Unterschied zum Frühjahr, wenn sie die Wärme des Frühbeets suchen). Dann beginnt eine gefährliche Zeit: Sie beginnen abzutauchen und ich muss die Vergrabenen wieder finden und in den Keller überführen.

Meine erwachsenen Graeca-Damen zeigen aber ein abweichendes Verhalten. Ab Ende August bleiben sie in den Frühbeeten oder im Glashaus und kommen immer seltener raus. Irgendwann bleiben sie drinnen und bewegen sich kaum mehr. Da kann das Wetter noch so schön sein, sie sind zu keiner Aktivität mehr zu überreden. Ich habe beoachtet, dass diese Phase bis zu 6 Wochen dauern kann. Natürlich machte mir diese Letargie in den ersten zwei Jahren Sorgen. Aber da sie es jedes Jahr so machen und noch alle gut über den Winter gekommen sind, nehme ich die Eigenheit einfach hin.

So Mitte Oktober überführe ich sie dann in die Kisten im Weinkeller und sie fallen von Stund an in die Hibernation. Sie kuscheln sich in eine Ecke - und a Ruah is! (Und dann herrscht Ruhe!)

Kennt ihr dieses Verhalten auch?

LG Herbert

Ich habe mir auch die ersten 2 Jahren Sorge gemacht, jetzt nehme ich es gelassen zur Kenntnis. Bei mir ist es nämlich auh so dass ab Anfang August eher das Gehege gemieden wird und der Kerl sich am liebsten im Frühbeet aufhält um vor sich hinzudösen und ab September sieht man ihn kaum noch, wie Du schreibst, da kann das Wetter noch so schön sein.

Hallo,

meine T.g.i. sind mittlerweile fast geschlechtsreif. Ich habe sie einjährig gekauft und waren leider schon angehöckert. Das lässt sich nicht mehr beheben, dafür hatte ich Glück. 4 Tiere sind Kinder eines von mir vor vielen Jahren abgegebenen Bockes. 1 Tier habe ich von einem anderen Züchter. Der Zufall hat es geschafft, dass dies ein Bock ist und die anderen 4 Weibchen. Damit wären also die Nachkommen nicht verwandt.
Grundsätzlich halte ich sie wie die anderen Landschildkröten. Freigehege mit Schutzhütte, Winter im Keller.
Die Unterschiede liegen bei mir in der Futteraufnahme und dem Tagesrhytmus. Sie fressen viel und andere Sachen. Nur mal als Beispiel: Stockrosenblätter sind sehr beliebt. Da gehen die Griechen nicht ran. Bei Brennnesseln ist es umgekehrt.
Die Graecas schlafen etwas länger und gehen früher zu Bett. Es sind sehr aufmerksame Tiere. Sie kommen sofort angesaust, wenn es Futter gibt.
Die Beobachtung von Herbert kann ich nicht bestätigen. Meine waren den ganzen September und auch im Oktober bei schönem Wetter noch aktiv.
Ich überführe sie in den Keller, wenn das Wetter garnichts mehr hergibt. Das wird am kommenden Wochenende sein.
Ich bin mir noch nicht schlüssig, ob ich sie behalte. Es war eigentlich anders geplant. Sie sollten das größte Gehege bekommen. Da sind aber die beschlagnahmten Boettgeris eingezogen.
Mit zunehmenden Alters meinerseits,möchte ich eigentlich den Bestand auf ein übersichtliches, pflegeleichtes Maß reduzieren. Bis zur ersten erfolgreichen Brut werde ich sie auf jeden Fall behalten.
Na mal sehen, wie sich alles entwickelt. Jetzt kommt erstmal viel Zeit zum Nachdenken. Alle Aufträge wurden abgesagt und es wird wohl auch bis Mai nichts mehr kommen.
Da heißt es zuhause sitzen und die Ausgaben gen Null fahren und gesund bleiben.

LG Harald

Hallo, Harald!

Danke für deine Beobachtungen!

Mir ist der Gedanke gekommen - da deine anscheinend noch nicht adult sind - dass diese Ruhe oder Letargie, die bei meinen erwachsenen und geschlechtsreifen Graeca-Damen gegen Sommerende auftritt, vielleicht etwas mit dem Beginn der Ei-Ausbildung für die nächste Periode zu tun hat. Denn sie suchen Wärme und Wärme ist nach meiner Beobachtung (Warmhaltung einer operierten Schildkröte im Winter) ein starker Faktor für die Anlage von Eiern. Sie legen dann ungefähr 40 Tage nach dem Aufwachen aus der Hibernation.

Aber wir wissen, dass wir unsere Krötchen nicht alle über den gleichen Kamm scheren können. Dazu sind sie viel zu individualistisch.

LG Herbert

Mein Männchen lebt auch im Einzelgehege,da er ziemlich aufdringlich ist. Das zweite Männchen lebt im Damengehege...er macht keinerlei Anstalten mit den Mädels was anzufangen...warum weiß ich nicht...er läuft zwar hin und her und bewacht sie,wie ein Hund,aber mehr auch nicht.... Der Einzelngehaltene taucht jedes Jahr Anfang Oktober ab und pünktlich zum Aprilanfang wacht er auf....bei den Anderen ist es unterschiedlich. Das Männchen und ein Mädel sind schon vergraben. Das andere Mädchen und die Vierjährige sind noch am Baden und Gewächshausrumdümpeln...