Liebes Forum,

ich möchte auch mal ein Thema zur Diskussion stellen, das mich schon seit einiger Zeit beschäftigt - vielleicht können wir uns ja kurz dazu austauschen:

Jedes Jahr werden die Tiere auf die Starre (ich verwende mal den für mich jedenfalls zutreffenden Begriff) entweder gezielt vorbereitet oder bereiten sich selbst vor. Dann gibt es immer wieder Tiere, die die Kurve nicht bekommen und sehr lange wachbleiben, jetzt mal davon ausgehend, dass sie seit längerem auch nichts mehr gefressen haben. Sie laufen noch immer durch die Anlage, während die anderen Schildkröten schon längst abgetaucht sind und oftmals stecken keine Erkrankungen dahinter. Die Schildkröte legt ein ansonsten völlig gesundes Erscheinungsbild an den Tag.

In diesen Fällen gibt es alljährlich sicher viele Halter, die ihre Tiere zwangsrunterkühlen. Beispiel: Tagsüber sind 14-18°C, nachts ca. 8-10°C. Die noch aktive Schildkröte kommt nachts zwar zur Ruhe, kann aber noch nicht starren. Jetzt wird sie vormittags im Ruhezustand bei ca. 8-10°C einfach in die vorbereitete Überwinterungsbox gelegt und in den Kühlschrank überführt. Unser Tier kommt jetzt - vielleicht noch nach anfänglichem Hin- und Herlaufen in der Box - tatsächlich zur Ruhe und starrt. Biologisch bleibt dem Tier ja letztlich auch gar nichts anderes übrig.

Gibt's Bedenken?

LG Andreas

Hallo Andreas,
ich halte diese Art der Vorbereitung für unnötig. Diese hin und her Schlepperei kann man sich völlig ersparen.
Eine zu frühe Überführung in den Kühlschrank birgt, nach meinen Erfahrung, einige Gefahren.
Die Tiere bestimmen, in Form des Eingrabens, die Temperaturen doch ganz eigenständig.
Wie bereits in mehreren Themen schon erwähnt, herrschen momentan habitatsähnliche Zustände.
Warum dann Zwangsabkühlung?
Fühlt sich für mich so falsch an, wie Zwangsbaden......

LG Marianne

Hallo Andreas,

will man die Tiere NATÜRLICH halten, kann es ja nicht richtig sein, sie zwangsrunterzukühlen.
Obwohl ich zugeben muss: ich mache ein zwangsbaden. Nicht vor der Winterruhe, aber bei jedem Wiegen.
Ich wiege meine fast monatlich. Davor bade ich sie und sie scheinen es auch zu mögen. Ich erzähle mit ihnen, sie schauen mich mit schiefgelegtem Kopf an und lassen sich kraulen. Sobald einer unruhig wird und zappelt, nehme ich ihn heraus, trockne ihn ab, untersuche ihn optisch und wiege ihn. Dann gibt's lecker Blüten unter der Wärmelampe im Frühbeet.

LG Gundi

Hallo Christine, Marianne, Gunda, Gundi und allen Mitlesenden!

Ich danke euch sehr für eure Beiträge und hatte diese Reaktionen, die alle in eine Richtung gehen, selbstverständlich schon fast erwartet.

Gleich vorweg genommen kenne ich zwei Halter, die im Bedarfsfall mit dem einen oder anderen Tierchen bereits so verfahren sind (bislang ohne jegliche Ausfälle oder Absonderlichkeiten nach der Starre). Natürlich ist diese Handhabung auf den ersten Blick nicht natürlich, weil in diesem Falle wir entscheiden, wann das Tier in die Starre zu gehen hat und nicht die Schildkröte selbst. Dagegen scheint es aber unter Haltern völlig normal zu sein, die Kühlschranktiere aufzuwecken, denn der Moment wird ja auch (und teilweise zu höchst unterschiedlichen Zeitpunkten) von uns bestimmt. Das ist dann eine Zwangsauswinterung, die den Schildkröten offenbar nicht schadet. Wir sollten das bitte nicht vergessen!

Ich stehe diesem Thema völlig neutral gegenüber.

Ich selbst bin nie ein Freund von Kühlschranküberwinterungen gewesen und bin auch der Ansicht, dass die größte Gefahr einer Kühlschranküberwinterung in einer mangelnden Vorbereitung liegt, also vorher schon schlecht konditionierte Tiere, die sich durch die zu frühe Umsetzung in den Kühlschrank plötzlich einem imensen Stressfaktor ausgesetzt sehen. Hier hingegen handelt es sich weder um kranke Tiere noch um eine zu frühe Einwinterung. Auch werden diese Schildkröten noch eine Zeitlang im Kühlschrank kontrolliert, ob sie auch wirklich zur Ruhe kommen.

Eine für mich plausible Rechtfertigung für eine „Zwangseinwinterung“ liegt m.E. in dem Aspekt, den Gunda anführte und genau darauf wollte ich hinaus: Die Schildkröten verlieren durch das Umherlaufen unnötige Energie, den die Tiere für die Starre benötigen. Zudem kommt es auch im Habitat zu plötzlichen Kälteeinbrüchen, die die Tiere letztlich in die Starre zwingen.

LG Andreas

Hallo Andreas,

Zitat

---

Ich danke euch sehr für eure Beiträge und hatte diese Reaktionen, die alle in eine Richtung gehen, selbstverständlich schon fast erwartet.

---

Aha - das war ein Test ! Sag doch gleich, was du willst ;-)

Es kommt oftmals dazu, dass man im Sinne des Tieres in die Natur eingreift: künstliche Beleuchtung, künstliche Wärme, ... Ist keine Außenüberwinterung möglich: künstliche Kälte und damit verbunden auch eine künstliche Einleitung der Winterruhe/-schlaf/-starre ;-)

Ein Halter wird manches Mal dazu gezwungen zum Wohle des Tieres einzugreifen (oder zu seinem Wohle um sich selbst zu beruhigen)

LG GUndi

Hallo Andreas,
die Auswinterung vom Kühlschrank ist mir auch gleich in den Sinn gekommen.
Meine Tiere wurden immer, wenn eine Schönwetterperiode angesagt war, in ihre Unterschlüpfe im Frühbeet gesetzt.
Sie konnten dann selber entscheiden, wann sie aufwachen.
Entgegengesetzt, wird oft durch frühes Erwärmen, die Frühbeetüberwinterer "zwangsausgewintert".
Gehen tut alles :))
Die Tiere nehmen dadurch nicht unbedingt Schaden. Aber die Überlegungen sollten ja dahin gehen, was ist für das Tier am angenehmsten?
Gundas Beobachtung finde ich auch interessant, hatte ich auch noch nie.

Danke für die Diskussion
Marianne

Hallo, ihr Lieben!

Ich habe dieses Jahr das Problem, dass mein Herkules nach ein paar Tagen Starre wieder munter geworden ist - und jetzt sitzt er wieder im Frühbeet. Da lasse ich ihn vorerst. Wir haben ja Frühling! Wie dieses lange Hinauszögern sich auswirkt, weiß ich nicht. Natur ist so.

Zur Zwangsabkühlung: Nachdem ich beobachtet habe, dass die Tiere noch bei sehr niedrigen Temperaturen (8 - 10 Grad) kurz vor der Starre in meinem Keller abkoten, nehme ich an, dass dieser Vorgang bei der Zwangsabkühlung verhindert wird, weil man eine Temperatur wählt, bei der keine Aktivität möglich ist. Aber normalerweise überleben die Tiere :-)

LG Herbert

Zitat

---

Aha - das war ein Test ! Sag doch gleich, was du willst ;-)

---

Hallo Gundi,
so gefällt's mir besser!
Nein wirklich, ich wollte euch nicht testen, sondern nur nichts vorwegnehmen, um die Objektivität nicht zu gefährden....
Ich hätte euch auf jeden Fall meine Gedanken dazu mitgeteilt, ist doch klar.

Zitat

---

Danke für die Diskussion

---

Ich danke Euch!

LG Andreas