Zur Bezeichnung

Es gibt die Familie der maurischen Landschildkröten (Testudo graeca), die rund um einen großen Teil des Mittelmeeres lebt. Eine Unterart ist die iberische Landschildkröte (Testudo Graeca Ibera) - und nur um diese Unterart geht es in dieser Rubrik. Sie kommt in Europa in Bulgarien, Makedonien, Griechenland, Rumänien und dem Kosovo vor und ist so zu halten, wie alle anderen europäischen Landschildkröten. Der Name "iberisch" leitet sich von einem Tal in Kleinasien ab und hat nichts mit Spanien zu tun.

Es geht hier nicht um die anderen Unterarten, die meist in extrem heißen Gegenden wohnen und bei uns schwer zu halten sind. Wenn Sie sich also eine Schildkröte dieser Art zulegen wollen, dann achten Sie darauf, dass es eine Testudo Graeca Ibera, also eine iberische Landschildkröte ist.

Zur Verwirrung: Die SchildkrötenliebhaberInnen sprechen oft von maurischen Landschildkröten oder von Graecas, wenn sie von den iberischen sprechen. Ich finde diese Bezeichnung ungenau. So mancher hat sich beim Kauf schon geirrt - und eine falsche Unterart erworben. Ich spreche und schreibe der Klarheit und der Einfachheit halber immer von iberischen Landschildkröten und Iberas.

Charakter und Eigenschaften der Iberas

Die Iberas sind besonders robust, was sich darin äußert, dass manche Individuen auch bei kälteren Temperaturen unterwegs sind und mit unserem Klima gut zurechtkommen. Sie sind aufgeweckte, aktive Tiere, die schnell zutraulich werden und jede Scheu vor dem Menschen verlieren. Immer interessiert daran, was sich in ihrer Umgebung abspielt, tauchen sie sofort auf, wenn ich im Gehege etwas zu tun habe. Sehr heftig ist das Liebesspiel der Männchen, so dass es vorkommen kann, dass es ratsam ist, die Geschlechter zeitweise zu trennen, um zu großen Stress bei den Weibchen zu vermeiden. Ein Reservegehege ist da von Vorteil.

Iberas können relativ groß werden. Mein Muttertier, Ida, 20 Jahre, ist mit 4,5 kg fast 30 cm lang. Und die Jungen kommen sichtlich in ihrer Schnellwüchsigkeit der Mutter nach. Von der Farbgebung her sind sie olivbraun bis dunkel, was ihnen ermöglicht, sich in der Sonne schneller aufzuwärmen.

Abgabe der Tiere

Ich gebe die Tiere frühestens nach der ersten Winterruhe an Interessierte ab, die ihnen die nötigen Grundlagen bieten können (Freigehege, Frühbeet oder Glashaus). In einem persönlichen Gespräch mit den zukünftigen BesitzerInnen werden noch offene Fragen behandelt. Aber auch im Vorfeld des Kaufes und darüber hinaus stehe ich immer gern mit Rat zur Verfügung. Es ist nicht so, dass ich die Kleinen unbedingt verkaufen will. Es kommt vor, dass ich vom Kauf abrate, wenn Iberas nicht das Richtige für die Interessenten sind.

Der ideale Abgabetermin ist ab März bis etwa Juli. Das ist die Zeit, in der sie am aktivsten sind und auch wachsen. Ab Ende August - je nach Witterung - beginnen sie sich langsam umzustellen, fressen weniger, nehmen in der Folge auch etwas ab - kurz, sie beginnen sich für den Winter einzurichten. Da ein Ortswechsel Stress bedeutet, sollte er vor diesem jahreszeitlichen Rückzug erfolgen, damit sich die Kleinen in der aktiven Hochphase auf die neuen Gegegenheiten einstellen können.

Meine Elterntiere sind auf Herpes getestet und haben keine ansteckenden Krankheiten. Aus diesem Grund nehme ich prinzipiell keine einmal abgegebene Schildkröte zurück.

Ich stehe jederzeit für Fragen zur Verfügung. Für ernsthaft Interessierte ist auch ein Besuch bei meinen Schildkröten möglich.

LG

Herbert Mayer

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Es gibt mehrere Philosophien bezüglich der Gehege. Wichtig ist auf alle Fälle eine gewisse Größe und die Strukturiertheit, d.h. es soll abwechslungsreich und möglichst nicht "übersichtlich" gestaltet sein. Für das Wohlbefinden der Schildkröten sind diese Faktoren von entscheidender Bedeutung, wie jeder am Verhalten der Tiere nach einer essentiellen Gehege-Verbesserung selbst feststellen kann: Man spürt formlich die Lebensfreude der Tiere, wenn sich sich wohlfühlen. Neben sonnigen Wärminseln soll auch nicht auf genügend Versteckmöglichkeiten und Schattenplätze vergessen werden. Und auch nicht auf ein schattiges Pflätzchen, von dem aus der Mensch bequem beobachten kann...

Für Iberas (Testudo Graeca Ibera) sind karger, rasch abtrocknender Boden und Steinflächen sehr wichtig: Sie sitzen mit Vorliebe auf, unter, hinter, neben Steinen, kraxeln darüber und suchen den kargen Boden ab, in dem sich auch manch Verwertbares birgt: ein vertrocknetes Insekt, hartnäckige Pflanzen, verdorrte Blätter, Reste vom Sepia-Schulp ...

Gefahrenstellen sind glatte oder lockere Oberflächen, auf denen die Tiere keinen Halt finden, wenn sie auf den Rücken fallen. Sie können sich dann nicht umdrehen und verenden kläglich, wenn man sie nicht rechtzeitig entdeckt. Solle Gefahrenzonen entschärfe ich , indem ich größere Objekte (meist Steine) hinlege, wo die Tiere dann sich unterhaken und sich aufrichten können.

Ich habe in jedem Gehege einen Wiesenteil, auf dem viele "Unkräuter" wachsen. Man kann beobachten, dass die Tiere zum Fressen diese Weideplätze aufsuchen, sich dann aber wieder in den steinigen Teil zum Verdauen zurückziehen. Achtung: Sollte gemäht werden müssen, rigoros alle Tiere aus dem Gehege entfernen!

Bei kleinen Tieren empfiehlt sich natürlich ein kleineres Gehege, bei Babys am besten ein solches, bei dem man es nicht betreten muss, weil sonst die Gefahr besteht, dass man auf ein Tier steigt und es zerquetscht.

Idealerweise denkt man an das Anlegen eines Gehege schon ein Jahr vor Kauf der Schildkröten, weil dann die Pflanzen in Ruhe anwachsen können.

Die Arbeit, die bei der Pflege eines Geheges anfällt, ist mit der eines Gartens zu vergleichen.


Zu den Bildern:

Das dritte Bild ist das Gehege für die ganz Kleinen, der mittlere Teil ist für die Tiere nicht erreichbar (Eingang zum Frühbeet auf der Seite) und für das Betreten durch den Menschen gedacht, der dann bequem jeden Bereich des Geheges erreichen kann, ohne die Babys zu gefährden.

Bild vier Zeit eine Gefahrenstelle: eine Steinhöhle, die aufgrund ihrer Lage in der Ecke zum Klettern verleitet. Wenn das Tier abrutscht und auf den Rücken zu liegen kommt, liegt es auf einer glatten Steinfläche und kann sich nicht mehr umdrehen. Bemerkt man solche Schwachstellen, muss sofort gehandelt werden (z.B. Abbau der Höhle und Legen von größeren Steinen auf den Untergrund, unter die sich die Tiere beim Aufrichten einhaken können)

Herz eines jeden Geheges ist ein Frühbeet oder ein Glashaus. Unser Klima ist nun einmal kälter als das der Habitate. Zwar vertragen Iberas zwischendurch tiefere Temperaturen, sie müssen aber immer wieder auf Betriebstemperatur kommen, das sind so mindestens 30 - 35 Grad. Und das bieten ihnen gut konzipierte Frühbeete. Selbst im Frühjahr, wenn es noch kalt ist, kann es im Frühbeet schnell an die 30 Grad und mehr haben. Idealerweise ist die Verglasung UV-durchlässig und auch durchsichtig, was z.B. bei Alltop der Fall ist.

Meine Frühbeete sind von mir konzipiert und von einem Handwerker ausgeführt. Wenn man einigermaßen geschickt ist, kann man sie aber zur Gänze selber herstellen. Wichtig ist schon beim Bau zu verhindern, dass Nässe von außen eindringen kann. In jedes Frühbeet ist bei mir auch ein Stromanschluss, sollte es einmal zu extremen Wetterbedingungen kommen, kann geheizt werden.

Ein gutes Frühbeet oder Glashaus ist ein absolutes Muss bei der Haltung europäischer Landschildkröten in unseren Breiten. Wohnt man in wärmeren Teilen Österreichs kann dann im Normalfall auf künstliche Heizung weitgehend verzichten. Auch ein Freilandaufenthalt ist während der gesamten Wachzeit möglich. Selbst die Nachzucht ist so gut wie immer im Freien.

Lage des Frühbeets: möglichst sonnig!

Warnung vor Billigprodukten im Internet: Sie bringen es temperaturmäßig nicht und gehen auch bald ein!


Bilder: Frühbeet und Drainagierung eines Frühbeets

Manche Menschen fühlen sich von gewissen Tieren magisch angezogen. Und oft entsteht der Wunsch, so ein Tier zu besitzen. Wenn die Bedürfnisse des Tieres im Wesentlichen erfüllt sind, ist dagegen auch nichts einzuwenden. Aber leider, nur allzu oft kommen die Tiere dabei unter die Räder und müssen Schreckliches erleiden. Daran ist dann der Mensch, der Tierliebhaber / die Tierliebhaberin schuld.

Ausschließliche Terrarienhaltung von europäsichen Landschildkröten ist eine einzige Katastrophe und eine Tierquälerei höchsten Ranges. Die Tiere werden so gut wie immer krank, bekommen Missbildungen und sterben auch meist bald. Wenn Sie wollen, dass Sie sich vor dem Spiegel stehend ins Auge schauen können, dann schaffen Sie sich diese Arten nur an, wenn Sie ihnen ein Gehege mit Frühbeet anbieten können. Terrarien sind eventuell für eine gewisse Zeit bei kranken Tieren notwendig und manchmal für die Kleinen für möglichst kurze Zeit bei extremer Witterung. Alles andere wäre schändlich und gemein!

Ich habe eine Dame kennengelernt, die hatte etwa 30 m2 in 8 Gehege geteilt, in jedem stand ein Häuschen mit einem kleinen frühbeetartigen Teil und in jedem befanden sich im Durchschnitt 3 - 4 Schildkröten. Unter diesen Bedingungen konnten die weiblichen Tiere ihre Eier nicht legen und kamen in Legenot und mussten regelmäßig vom Tierarzt mit Oxytocin "entbunden" werden. Die Qualen für die Tiere sind ungeheuerlich. In einem stillen Gebet wünschte ich der Dame dieselben Schmerzen an den Hals, die sie den Tieren bereitet. Solche Leute sind oft völlig uneinsichtig. Wahrscheinlich hilft da nur eine Anzeige.

Werden Sie auch nicht zum Sammler / zur Sammlerin. Wenn Sie - sagen wir - eine Testudo hermanni besitzen, wäre es völlig falsch dazu noch eine Ibera und dann noch eine Marginata zu kaufen. Denn die Arten haben trotz großer Ähnlichkeiten ein artspezifisches Verhalten, das dann zur Geltung kommt, wenn sie unter sich sind.

Richtige Haltung ist die Grundlage dafür, dass Sie und die Tiere das Leben so richtig genießen können. Es ist wunderschön, wenn man im/am Gehege sitzt und die Lebenfreude der gut gehaltenen Schildkröten sieht. Diese Lebensfreude überträgt sich dann auch auf den Menschen.

Wenn so ein kleines Wesen auf die Welt kommt, dann wünsche ich ihm: "Mögest du mich um einiges überleben! Du sollst also sehr alt werden. Aber ich auch!" :-)