Obwohl es im Normalfall bei mir immer heiße Sommer gibt, war das Jahr 2017 außergewöhnlich. Ab dem 3. Maidrittel bis hin zur Augustmitte: Schönwetter, zunehmend heiß, mit in der Mehrzahl tropischen Nächten (nicht unter 20°), Spitzentemperaturen bei 38°, fast immer stieg das Thermometer über 30 °. Unterbrochen war das Ganze nur von wenigen kurzen Gewitterregengüssen. Und auch jetzt sind noch warme Tage bis 30 ° angesagt.

Da ich den Sommer im Garten verbringen konnte, war es mir möglich, das Verhalten der Schildkröten im Sommer genau zu beoachten. Das Jahr hatte mehrere Phasen:

1. Frühling: Ab Mitte März bis in den Mai. Aktivitätsphase, Paarung, Aufnahme von viel Futter = lange Weidegänge, Übernachten im Frühbeet. Diese Phase war mit der letzten Eiablage am 22. Mai beendet. Zur gleichen Zeit stellte auch das Männchen nach und nach seine sexuellen Aktivitäten ein.

2. Vorsommer: Mai - Juni. Noch ziemlich aktivitäts- und fressbetont. Mit eintretender Hitze verlagern sich die Spazier- und Weidegänge aber in den frühen Vormittag und den späten Nachmittag. Ab jetzt: Meidung der Frühbeete.

3. Hochsommer: Juni, Juli, August. Reduzierung der Nahrungsaufnahme, je nach Hitze aber Verlagerung in den ganz frühen Morgen (auch schon um 7h00 - wie im bulgarischen Habitat ). Zunehmend keine Aktivität (ich weiß dann oft nicht wo meine SK im Garten sind), bei großer Hitze Abtauchen für mehrere Tage - oder nur einen kurzen Spaziergang ganz in der Früh oder am frühen Abend. Null sexuelle Anwandlungen bei der männlichen SK. Witterungsunterbrechungen und kurzfristige Abkühlungen brachten nicht viel mehr Bewegung in den Garten. Also ist dieses Verhalten der Ästivation nicht nur temperaturabhänig. Gegen Ende dieser Periode wurde Herkules wieder sexuell aktiv.

4. Spätsommer: Jetzt (Ende August), es wird bedeutend kühler, die Nächte ebenfalls. Das Verhalten ist nur wenig verändert, also eher ruhig mit wenig Nahrungsaufnahme. Auch das hängt nicht von der Temperatur ab. Heute hatte es 24° - es herrschte aber gemächliche Ruhe. Was glaubt ihr, wenn das bei selber Temperatur und selbem Sonnenstand im Frühling ist: da ist die Hölle los im Garten. Also, ich vermute: Nicht nur der Winter, sondern auch der Sommer wird hormonell gesteuert. Und nicht nur von der Temperatur und vom Sonnenstand. Männchen aktiv und dann die Weibchen notgedrungen, wenn ich sie zusammenlasse.

Die Verhältnisse in meinem Garten waren sehr habitatsnah (Bulgarien, Istrien). Daher vermute ich, dass die SK in der Natur ähnliche Zyklen haben. Angeblich soll Schildkrötenbeobachten im Habitat im Frühling am erfolgversprechendsten sein.

Das Männchen war durchgehend etwas aktiver als die Weibchen - die Semiadulten ebenfalls. Eigentlich ist das sinnfällig. Was sollten die erwachsenen Weibchen im Sommer tun: Eier bilden sie keine aus, sie wachsen kaum mehr. Energie brauchen sie ob der hohen Temperaturen auch kaum: also abtauchen. Kaum noch Fressen. Das ist bei den Semiadulten insofern nicht der Fall, da sie noch wachsen. Daher kommen sie öfter raus und fressen mehr, obwohl sie die heiße Tageszeit absolut meiden.

Futterangebot: War das ganze Jahr gegeben und extrem vielfältig. Nur mit fortschreitendem Sommer wurde es immer wasserärmer bis dürr. Der Kot veränderte sich: im Frühjahr nicht harte Klumpen, im Sommer trockene eher härtere Würste.

Was habt ihr für Beobachtungen gemacht?

LG Herbert

Vielen Dank für diesen informativen Bericht!

Besonders Punkt 4 hat mich sehr interessiert. Bei meinen beiden Damen ist - wie im andere Thema erwähnt - momentan auch einsetzend weniger los, was mir allerdings ein paar Sorgenfalten auf die Stirn treibt.

Vielleicht doch die Hormone? Kommt der Herbst trotz des guten Wetters?

Ich werde ich berichten... Bis dahin bitte ich allseits um gedrückte Daumen!