Eins meiner Thb-Weibchen und sämtliche ihrer Nachkommen tauchen deutlich später aus der Winterstarre auf als alle anderen.
Ich muss zugeben, dass ich auch als "alter Hase" jedes Jahr verunsichert bin. Besonders um eine NZ von 2011 mache ich mir Sorgen, weil sie schon einmal nach der Starre einen weißlichen Befall am Panzer hatte und weil sie erheblich langsamer wächst als alle anderen Nachzuchten, die ich bisher groß gezogen habe. Als die ersten Anfang März wach wurden, beerkte ich, dass "Winzi" unruhig war, also überführte ich sie in mein Übergangsterrarium (eher ein Innengehege mit Erde, Pflanzen und hochwertiger Beleuchtung), versorgte sie mit Wärme und Licht und bot ihr leckeres Futter an. Winzi rührte nichts an, sondern vergrub sich schnurstracks in der feuchtesten, kühlsten Ecke des Terrariums. Kein lauwarmes Bad, keine Osram Ultravitalux und kein Leckerli konnte sie dazu bewegen, sich auf den Frühjahrsmodus umzustellen. Also brachte ich sie Mitte März entnervt wieder an ihren alten Platz im Gewächshaus, wo sie sich sofort eingrub und wo inzwischen oberirdisch die aufgewachten Schildkröten spazierengingen. Letzten Freitag knallte den ganzen Tag die Sonne aufs Gewächshaus. Die Bodentemperatur auf Höhe von Winzi lag bei 15°C. Samstag noch wärmer. Ich hatte Winzi schon fast abgeschrieben. Heute sehe ich plötzlich Winzis Kopf und Vorderbeine, den Panzer in Schrägstellung, und kurze Zeit später marschiert ein kleiner Dreckhaufen durchs Gewächshaus, sonnt sich kurz und verleibt sich zielsicher ein großes Stück Fette Henne ein. Sie war bereits draußen, hat Sonne getankt und hat Klatschmohnblätter genascht.
Ich weiß, dass sie nun den Schalter auf "Frühjahrsbetrieb" umgelegt hat.
Wieder einmal wurde mir klar, dass es nichts bringt, sich in den natürlichen Ablauf des Aufwachens einzumischen.